Aufwertung des Replicas mit einem Car-PC

  • Was wäre eine Replica ohne ein entsprechendes Computersystem? Richtig, genau das selbe wie eine Currywurst ohne Sauce.

    Auch wenn wir die Rechenleistung der originalen Serie nie erreichen werden (weil wenn man dass, was man heutzutage KI nennen würde auch fürs Auto mit den selben Funktionen wie KITT umsetzen wollen würde, wäre der eigentlich Umbau Peanuts gegen das, was man in das Computersystem investieren müsste...auch an Arbeit) so lassen sich doch einige, höchst praktische Funktionen fürs Auto implementieren, als da wäre:

    - DVD Wiedergabe
    - Navigation
    - MP3 Wiedergabe
    - WLAN
    - Voiceboxsoftware einsetzen
    - und noch viel mehr Gedöns

    Die sicherlich prickelnde Frage ist aber nun: "Zu hilfe, wo fang ich denn überhaupt an?" :D

    Basics

    Grundsätzlich ist es leider nicht möglich, sich "von der Stange" zu bedienen und einfach den nächsten Mindfactory/Alternate/Snogard oder Discounter zu stürmen und sich die entsprechenden Desktop Komponenten reinzuprügeln. Grundsätzlich stehen wir da nämlich einigen Problemen gegenüber.

    Stromversorgung

    Das was von Euch allen vielleicht als DAS Kernproblem schlechthin abgetan wird, ist eigentlich mit Abstand das kleinste. Wie wir ja wissen, laufen PC Netzteile grundsätzlich mit 230V Wechselspannung. Im Auto haben wir, prinzipbedingt, jedoch nur 12V Gleichspannung zur Verfügung.

    Was also tun, fragt sich der geneigte Leser kopftkratzend ;)

    Die Lösung ist im Grunde genommen sehr einfach, bei diversen Anbietern einfach ein Netzteil besorgen, dass mit 12V Gleichspannung auskommt. Im Grunde genommen ist das auch sehr löblich, weil was macht ein herkömmliches PC Netzteil? Es reguliert ja auch nur die 230V Wechsel- auf 12V Gleichspannung herunter und verteilt es dann auf die entsprechenden Schienen, die ein PC System so braucht.

    Abzuraten ist davon, ein Wechselrichter sich ins Auto zu klemmen...nicht nur dass man eigentlich unnötig konvertiert (Gleichspannung --> Wechselspannung --> Gleichspannung) sondern an jedem Gerät ist ein gewisser Wirkungsgrad abzuziehen, die dann natürlich am Ende fehlt, mal ganz von dem nicht sauberen Sinus abgesehen. Dann darf man die Abwärme nicht vergessen, dann will das Teil auch noch irgendwo untergebracht werden usw usf. Kurzum: Vergisst es lieber! :D

    Hardwareauswahl

    Nachdem wir nun eine grundsätzliche Frage geklärt haben...kommen wir zur weiteren spannenden Frage...nämlich was man sich da ins Auto so reinklemmt an Hardware :D

    Natürlich könnte man sich theoretisch auch einen PC bei einem der üblichen Discounter besorgen und dann ins Auto klemmen...aber mal ehrlich, wer will das schon? Das Teil ist unpraktisch, verbraucht zu viel Strom, und nimmt zuviel Platz ein. Viel mehr sollte man sich eine Kernfrage stellen:

    Was will ich mit meinen CarPC anfangen?

    Diese Frage sollte ein jeder ehrlich beantworten und aus meinen Augen braucht es dabei noch nicht mal die Hammerhardware, ich persönlich würde in etwa so vorgehen:

    - 12V Netzteil, 300W
    - Mini ATX Board, leider bzw. üblicherweise bekommt man diese mit dem Sockel 709 (?) der kompatibel ist für die Mobil CPUs von Intel
    - Entsprechende Mobil CPU, Multicore CPUs müssen nicht sein
    - 1GB RAM
    - 4 GB Flashdrive
    - Festplatte nach gut dünken, gerne 3.5"
    - optisches Laufwerk (DVD)
    - Wenn gewünscht auch noch WLAN, wobei sich mir persönlich die Sinnfrage danach stellt

    Warum aber ein Flashdrive?

    Das bringt mich gleich zum nächsten Casus Knacktus bei diesem Thema.

    Viele Leute klemmen sich einen CarPC mit normalen 3.5" Festplatten ins Auto, wie man sie auch im Desktop finden würde. Dies sehe ich jedoch persönlich mit ganz erheblichen Problemen verbunden. Man möchte ja seinen CarPC auch gerne während der Fahrt benutzen.

    Wer sich jedoch mal mit dem Aufbau einer Festplatte beschäftigt hat, dem wird sicherlich einleuchten, wieso ich das nicht für so gut erachte. Eine Festplatte besteht aus üblicherweise 2 bis 3 magnetischen Scheiben, die um eine angetriebene Achse rotieren. Beim Zugriff auf die Festplatte werden Lese-/Schreibköpfe über die Platte positioniert und die entsprechenden Sektoren gelesen bzw. geschrieben und das wenige µm über der Oberfläche.

    Nun...dooferweise ist ein Auto selten ein komplett ruhiges Umfeld, wie wenn ich die Platte in meinen Desktop zuhause laufen lassen würde. Ein Auto windet sich, Stösse dringen in den Innenraum, Vibrationen, und dergleichen. Das heisst im Wurst Käse Szenario könnte ein - grade beschäftigter - Lese-/Schreibkopf auf die Scheibe "aufschlagen" und damit den entsprechenden Sektor zumindest unbrauchbar machen. Im schlimmsten Fall jedoch geht die ganze Platte hops und man hat dann ein gepflegtes Problem, wenn man kein Backup hat.

    Zwar ist das oben genannte sehr lautmalerisch und normalerweise halten Desktop Festplatten auch etwas länger den Fahrbetrieb eines Autos aus, trotz alledem sollte man es sich gut überlegen, eine Desktopfestplatte währende des Fahrbetriebes laufen zu lassen.

    Das ist zwar schön, aber warum ein Flashdrive?

    Im Gegensatz zu einer Festplatte ist ein Flashdrive (bspw. ein Compact Flash Medium) frei von mechanischen Einzelteilen, dass heisst man könnte sich auch in die Black Mamba vom Phantasialand setzen, während ein imaginäres Notebook lustig Daten drauf schreiben kann. Weil die Daten in Form von Transistoren gespeichert werden, sind sie unempfindlich gegenüber Stößen und Vibrationen. Zudem sind heutige Medien groß genug um ein Betriebssystem + einige Programme aufzunehmen, ferner man bereit ist auf Vista zu verzichten. Sollte man sich MP3s wünschen, die man während der Fahrt hören möchte, kann man dann auch entsprechend auf ein DVD Laufwerk zurückgreifen, wo dann auch genügend Musik drauf passt.

    Wer jedoch den Perfektionismus freien Lauf lassen möchte, kann sich auch einen Flash basierten MP3 Player reinsetzen oder aber eine weiteres Flashdrive mit Musik drauf.

    Das Booten eines Windows/Linux ist ohne weiteres - dank der modernen Boards - von einem Flashdrive möglich, jedoch wird man unter Umständen mit einigen Einschränkungen leben müssen, was den Betrieb des Systems betrifft, da Flashdrives in der Regel doch noch etwas langsamer sind, als Platten...

    Ja, es sei denn, man legt genügend Geld auf den Tisch und holt sich eine 4GB Solid State Disc, die die Nachfolge der mechanischen Speichermedien antreten will.

    Cool und was für ein Betriebssystem soll ich verwenden?

    Nunja...es wird jetzt wieder philosophisch...als vollblut Systemarchitect komme ich persönlich nicht an einem Linux vorbei, zumal es nun auch genügend Möglichkeiten gibt, seine Windows Software ohne große Performanceverluste (Virtualisierungstechniken wie Vanderpool und Pacifica machens möglich) zu emulieren. Also insofern...warum kein Linux?

    Ganz einfach auch aus dem Grund, weil ein Linux Betriebssystem nun mal auch einen gewieften und kompetenten Administrator benötigt und man auch die Energie aufbringen muss um auch längere Zeit für eine Lösung zu arbeiten bei einem Problem.

    Der Lohn ist dann jedoch ein kleines System (ein Debian Etch (sprich 4.0) benötigt nackt noch nicht mal ein GB Speicher auf der Platte, trotz installiertem Window Manager), dass an jeder Ecke konfiguriert werden kann und man auch in der Lage ist hardwarenah zu programmieren, was z.B. dann von Vorteil ist, wenn man Fahrzeugfunktionen mit dem PC steuern will. Mal ganz davon abgesehen, dass man deutlich mehr arbeit investiert hat und auch wieder dieses "Habe ich alles selber gemacht!" Feeling wieder unbeschreiblich ist :D

    Von meiner Seite aus ist Debian als Distribution ganz klar die Empfehlung Nr. 1 und zwar nicht deswegen, weil es "geek" ist, sondern weil es das universellste System ist. Die Dokumentation von Debian ist flächendeckend, Newsgroup Einträge findet man viele, die Paketauswahl an Fremdsoftware ist erdrückend und ferner man ein wenig bei der Hardwareauswahl aufpasst, ist die Treiberfrage auch kein Casus Knacktus mehr...kurzum ein Linux wie es sein soll!

    Wer jedoch ein wenig das basteln scheut, der wird auch - klar - mit Windows glücklich. Jedoch wird da der Platz auf einem 4GB Flashmedium mit einem Windows XP schon etwas eng. Es empfiehlt sich daher, die Windows Installation mit Tools wie nLite anzupassen, damit das Windows am Ende möglichst wenig Speicher in Anspruch nimmt.

    Die Vorteile liegen klar auf der Hand...Windows ist grundsätzlich intuiitiv zu bedienen für den Großteil der Nutzer, Treiber gibt es auch für die billigsten Devices und auch kleinste Tools, die von irgendwelchen "Freaks" in Hobby- und Bastellaune geschrieben sind, sind unter Windows lauffähig. Jedoch kommen einen dann auch wieder Kosten für eine Lizenz und ein grundsätzlich zu aufgeblähtes System als Nachteil entgegen.

    Schlussendlich muss jeder selber wissen, was er für richtig hält...mein persönliches Votum geht jedoch klar in Richtung Linux.

    Ja, und was für Software soll ich verwenden?

    Schlussendlich müsst Ihr die Frage für Euch selber beantworten. Ich persönlich würde am ehsten auf MP3, Video und Navigation setzen.

    Wie soll denn die Rechenleistung dimensioniert sein?

    Grundsätzlich so viel wie möglich und so wenig wie nötig! Das heisst, Ihr braucht Euch da keine Quadcore Xeon Prozessoren von Intel reinklemmen, es reicht auch ein einfacher Core 2 Solo, oder ein Sempron von AMD. Bedenkt ja, dass Ihr nicht vor habt, im Auto zu spielen.

    Von daher reichen grob die Prozessoren, die man so für günstiges Geld an Einsteigersystemen ranbekommt. Wer auf eine mobile Plattform setzen will (die sind im µATX Markt deutlich eher vertreten als Sockel für Desktop CPUs) sollte über einen Turion von AMD (wobei es da schwer wird ein Board in µATX zu finden) oder einen Core 2 Solo mobile nachdenken. Auch ältere Pentium M CPUs (Dothan oder Banias Core) sind eine Überlegung wert, setzen aber meines Wissens nach wieder auf einen anderen Sockel.

    Grafikkarte...da reicht das, was das Board üblicherweise mitbringt.

    Arbeitsspeicher: 1GB...mehr solltet Ihr nicht brauchen.

    Platte...dann je nach gut dünken!

    Und was ist mit ITX?

    ITX ist ein spezieller Formfaktor, den Cyrix sich mal ausgedacht hat und von VIA übernommen wurde. ITX setzt dabei primär auf kleinstmöglichen Stromverbrauch, was jedoch auch leider einhergeht mit kleiner Performance. Kurzum ist es leider nicht zu empfehlen.

    Die grundsätzlichen Fragen hätten wir nun sicherlich erstmal geklärt. Die Frage ist nun aber...wie gestaltet sich der Einbau?

    Einbau und Positionierung im Auto

    Grundsätzlich sollte man - trotz Einsatz eines Flashdrives - den CarPC so vibrationsfrei wie möglich positionieren. Die beste Position ist dabei liegend über die Achse, Stöße sind dort am geringsten und tendentiell sind kaum Vibrationen zu vermerken.

    Die Stromversorgung sollte natürlich abgesichert sein mit einer entsprechenden Sicherung, ausserdem sollte der richtige Querschnitt für die Leitung von dem Fahrzeugakku zum Netzteil gewählt werden.

    Nun werden sich sicherlich einige Fragen, warum ich mich so für ein Flash Drive ausspreche, aber dann dennoch eine Festplatte in der Planung habe. Das hat einen einfachen Grund:

    Man kann ja auch eine Festplatte in ein entsprechendes USB Gehäuse stecken und dann - mit einem Schalter - die Festplatte aktivieren, wenn das Fahrzeug steht. Das hat zweierlei Vorteile. Die Festplatte bleibt mobil, Datentransfers können schnell von statten finden und man hat die Festplatte nicht nur sicher im Auto befestigt sondern schleppt auch entsprechend seine Daten mit, die man dann für Präsentationen und dergleichen auspacken kann.

    Die Kopplung des Schalters nach vorne sollte auch aus meinen Augen keinen vor ein wirklich großes Problem stellen, wenn man sich schon damit abgibt eien Replica zu bauen :D

    Wie man nun Eingabegeräte und Monitore positioniert...grundsätzlich ist das dann Euer Bier ;)

    Noch offene Fragen? Dann fragt mich einfach per PN oder E-Mail!

    Es grüßt der Computeronkel,

    Stephan