Die unendliche Geschichte Teil 2

  • Einige Stunden und endlos lange Befragungen später stand Michael mit KITT auf dem Seitenstreifen dicht vor einem Autobahnkreuz.
    Es war noch ein paar Stunden bis zum einsetzenden Berufsverkehr und er hatte etwas Ruhe.
    Er musste diese Zeit nutzen.
    Michael betrachtete die vorbeifahrenden Autos, während KITT im Schritttempo vorwärtsrollte und die Straße abscannte.
    Seine Routinen überprüften die auf der Straße herumfliegenden Dreck- und Plastikteile, Flüssigkeiten und Metallreste und untersuchten sie nach brauchbaren Spuren.
    "Was machen wir hier nochmal genau?"
    "Der gestohlene Lastwagen wurde hier zuletzt gesehen. Wir suchen nach Spuren."
    "Sollten wir nicht lieber nach Thomas Gray suchen?"
    "Jeder sucht nach Gray. Wir, die Polizei, der CID und mti Sicherheit noch einige andere. Der Typ weiß, wie man untertaucht, aber falls er einen Fehler macht, werden die anderen ihn schon finden. Wir werfen die Fühler noch in andere Richtungen aus."
    "Denken Sie, wir finden hier was? Die Überprüfung bei Shelby Industries hat auch noch nichts ergeben."
    "Dann haben wir was übersehen. Irgendwie sind die darauf gekommen, das Team um Gray für diesen Job zu engagieren. Glücklicherweise hat deine Gesichtserkennung Gray bei den Typen ausgemacht, die den Prototypen verladen haben."
    "Inwieweit hilft uns das? Wir wussten doch sowieso schon, dass er an der Sache beteiligt ist."
    Michael seufzte: "Okay, KITT, machen wir das kleine 1x1 der Ermittlungsarbeit. Wenn Gray diesen Truck entführt hätte, während ein anderes Team ihn beschützt, wäre es vermutlich zu Gewalt gekommen, einem Notruf und vielen, vielen verwertbaren Spuren, die ein Kampf, so effektiv geführt er auch sein mag, eben hinterlässt. In diesem Fall gibt es das alles nicht, denn Gray hat das Auto selbst verladen. Doch irgendjemand muss Shelby dazu gebracht haben, ihn anzuheuern."
    "Und das ist die undichte Stelle", schlussfolgerte KITT.
    "So sieht's aus. Aber wir müssen trotzdem noch nach andere Spuren suchen, damit wir nichts übersehen. Wenn du mit der Straße hier fertig bist, überprüfe bitte die Finanzdaten der Leute in Shelbys direktem Umfeld, einschließlich ihm selbst."
    "Wir fangen jetzt an, unseren Auftraggeber zu bespitzeln?"
    "Ich hab die Schnauze voll von diesem Mist und ich will die Sache zum Abschluss bringen."
    "Michael... ."
    "SOFORT!"
    "Ich hab was gefunden."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • "Na schön, Michael. Dann erzählen Sie es mir."
    Devon betrachtete ihn nachdenklich. Er war gleichermaßen neugierig wie skeptisch, was Michael ihm für Informationen überbringen könnte.
    Michael saß ihm gegenüber und legte ihm eine Akte auf den Tisch. Sie waren alleine in dem großen Büro.
    "Okay. Wir wissen, dass Thomas Gray den Prototypen gestohlen hat. Wir haben Videobeweise. Die Informationen über Gray sind Ihnen ja bekannt."
    "Ich mache mir mehr Gedanken darüber, dass Sie KITT angewiesen haben, Shelbys kompletten Mitarbeiterstab überprüfen zu lassen."
    "Devon, Sie wissen genauso gut wie ich, dass das ein Insiderjob ist."
    "Haben Sie diese Informationen der Polizei oder sonst irgendwem mitgeteilt?"
    "Nein, noch nicht. Aber das wissen die ohnehin selbst oder wie erklären Sie sich sonst die umfassenden Mitarbeiter-Befragungen?"
    "Routine?"
    "Ja, Devon, wie auch bei uns. Deswegen war ich mit KITT an der Autobahn, wo der Lastwagen das letzte Mal gesehen wurde und habe die Umgebung nach Spuren scannen lassen. KITT fand eine Flüssigkeit am Boden. Bremsflüssigkeit."
    "Es ist eine viel befahrene Autobahn, sie muss nicht von unserem Lastwagen stammen."
    "KITT hat die chemische Zusammensetzung überprüft und sein System schlug Alarm, als er eine bekannte Struktur erkannte. Es ist die speziell für den Prototypen entwickelte Flüssigkeit."
    Devon sah erschrocken von der Akte auf.
    "Woher wissen Sie das? Das Projekt und alle Details sind streng geheim."
    "KITT hat die geheimen Datenbanken von Shelby Industries angezapft und die Pläne des Prototypen heruntergeladen."
    "Michael... ."
    "Wir sind der Spur zu einem angemieteten Lagerhaus gefolgt. Die Mietunterlagen enden in einer Scheinfirma, die wir zu den Cayman Islands zurückverfolgen konnten. Bonnie und KITT arbeiten bereits daran, die Hintermänner ausfindig zu machen, aber es ist sehr schwierig."
    "Michael... ."
    "Den Lastwagen haben wir gefunden. Er war leer, die Halle ansonsten verlassen."
    "Wurde der Wagen umgeladen?"
    "Wir gehen davon aus."
    "Hat die massive Überprüfung der Mitarbeiter von Shelby etwas ergeben?"
    "KITT ist dabei, die Datenmengen zu filtern."
    "Also haben wir.. ?"
    Michael biss sich auf die Unterlippe.
    "Wir haben nichts. Der Wagen ist weg."
    Devon seufzte und faltete seine Hände. Nachdenklich stand er schließlich auf und sah aus dem Fenster.
    "Michael, ich ziehe Sie von dem Fall ab."
    "Devon!"
    "Sie haben nichts. Ich meine das nicht abwertend, Sie haben getan, was Sie konnten."
    "Offenbar nicht genug. Dieser Mistkerl läuft noch da draußen herum."
    "Diese Sache ist der Foundation einfach eine Nummer zu groß. Sie verwenden unsere sämtlichen Ressourcen für einen Schuss ins Blaue. Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen, zu suchen. Und was noch schlimmer ist, wir bespitzeln unseren eigenen Kunden. Der auch noch ein guter Freund von mir ist, Michael."
    "Dann ist Ihr Freund vielleicht nicht so sauber, wie Sie vielleicht denken, Devon!"
    "Wagen Sie es nicht..."
    Michael sprang auf.
    "Was soll ich nicht wagen? Meinen Job richtig zu machen?"
    "Ihr Job ist zuende. Schlafen Sie sich aus. Ich werde alle unseren bisherigen Ergebnisse den Ermittlungsbehörden zur Verfügung stellen und Shelby sagen, dass wir ihm leider nicht weiterhelfen können."
    "Diese Männer haben auf mich geschossen und eine wichtige Mitarbeiterin ihres ach so wichtigen Freundes lebensgefährlich verletzt!"
    "Und sie haben Shelby seinen einzigen Prototypen weggenommen und ihn damit wohl finanziell ruiniert. Aber wir können nichts mehr machen."
    Der Comlink piepte und Michael betätigte den kleinen Schalter daran: "Was gibt es?"
    "Michael, das gestohlene Fahrzeug wurde gerade aktiviert. Wir orten den Transponder."
    "Danke, KITT, ich bin auf dem Weg."
    Devon ging auf Michael zu.
    "Michael, tun Sie das nicht. Sie sollen hierbleiben."
    "Devon, wir haben eine heiße Spur."
    "Das könnte auch eine Falle sein. Lassen Sie mich die Polizei einschalten."
    "Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Devon. Ich packe mir die Typen jetzt."
    Mit diesen Worten warf er die Tür zu.
    Devon starrte ihm nach. Michael hatte seine Kompetenzen in diesem Fall ganz klar überschritten und das würde ein Nachspiel haben müssen.

    Michael stürmte die Eingangstreppe hinunter, wo KITT schon mit offener Fahrertür auf ihn wartete.
    "Wo sind Sie?"
    "Etwa 80 Meilen südwestlich. Sie bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit auf die Küste zu."
    "Sind Sie im Wagen unterwegs?"
    Michael trat das Gaspedal durch und schoss aus der Einfahrt.
    "Die Polizei hat den neuen Lastwagen bei einer Routinekontrolle gefunden. Schüsse fielen und sie ließen den Lastwagen zurück und flohen nur mit dem Auto. Die zurückgelassenen Verdächtigen sind bereits in Gewahrsam."
    "Gegen den Prototypen kommen sie nicht an. Alles klar, Kumpel, Super Pursuit Mode."
    Michael betätigte den grünen Schalter und KITTS Außenhülle verwandelte sich, um die Aerodynamik der Karosserie zu verbessern und die Bodenhaftung zu verstärken.
    Als die Verwandlung komplett war, aktivierten sich die Zusatzdüsen und KITT wurde wie von Raketen beschleunigt nach vorne geworfen.

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
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  • So - jetzt mal mein Senf dazu :) Viel Spaß beim lesen.


    Wenige Minuten später raste der schwarze Trans Am mit Höchstgeschwindigkeit den Freeway in südlicher Richtung entlang. Mittlerweile war es Abend geworden und so fuhren nur noch wenige Fahrzeuge die Küstenstrasse entlang, denen sie gefährlich werden konnten. Verbissen schaute Michael im Minutentakt auf das Navigationsdisplay und beobachtete wie sie sich dem letzten bekannten Aufenthaltsort des Prototypen, einer kleine Ortschaft namens Encinitas, nährten.

    „KITT, ist bekannt in welche Richtung der Prototyp abgehauen ist?“
    „Ich überwache die ganze Zeit den Polizeifunk, Michael. Der Wagen wurde zuletzt gesehen, als er den Freeway kurz nach Del Mar in östlicher Richtung verlies. Haben Sie eine Idee, wohin die wollen?“
    Michel runzelte die Stirn. „Ich hab keine Ahnung KITT. Ich weiss nur, dass sie verdammt schnell sind.“ Wieder schaute er auf das Navigationsdisplay. „Wie lange brauchen wir noch, KITT?“

    Es vergingen einige Sekunden bis KITT antwortete. „Wenn meine Berechnungen Stimmen und wir davon ausgehen, dass sie vorläufig den Freeway nicht verlassen, dann dürften wir sie in ca. zehn Minuten eingeholt haben.“

    „Verdammt.“ Michael biss sich auf die Unterlippe. „Kannst Du nicht noch ein wenig mehr aus dem SPM herauskitzeln, Kumpel?“

    „Ich muss Sie enttäuschen, Michael. Eher werden wir die Geschwindigkeit etwas reduzieren müssen, da meine Turbine besorgniserregend heiß läuft“, erwiderte KITT mit einem leicht besorgtem Unterton.

    Irritierte starrte Michael die Voicbox an. „Mach keine Witze KITT, wir müssen die Kerle einholen. Was ist mit deiner Turbine? Hast du einen Defekt festgestellt?“

    „Nein, noch kein Defekt. Aber wenn wir die Leistung nicht etwas zurückfahren werden wir bald einen haben. Leider ist der SuperPursuitMode nicht dafür ausgelegt so lange Strecken auf Maximalleistung zu arbeiten.

    „Verflixt. Dann drossel etwas das Tempo.“ Sofort nach diesem Kommando änderte das hochfrequente Pfeifen der Turbine ihren Ton und der digitale Geschwindigkeitsmesser zählte langsam mit einem leisen Klackern die Geschwindigkeit um etwa 15 Meilen zurück. „Da fahren fast eine halbe Milliarde Dollar an Fördergeldern in Form eines Autos einem unbekannten Ziel entgegen und wir gehen auf Kaffeefahrtgeschwindigkeit. Wann werden wir jetzt in etwa auf unser Ziel treffen“, fragte er verbissen.

    „Die Ankunftszeit hat sich nicht verändert. Ich habe unseren Geschwindigkeitsverlust gerade schon mit ein berechnet. Entschuldigen sie, Michael.“

    Wieder schaute Michale zur Voicbox und tätschelte das Armaturenbrett. „Du kannst nichts dafür Kumpel, du kannst nichts dafür.“ Schweigend setzten sie die Verfolgung fort, bis sie wenige Minuten später die von KITT errechneten Koordinaten erreichten. Michael schaltete den SPM ab und lies den Trans Am langsam auf normale Geschwindigkeit ausrollen.

    „Wo sind sie, KITT, wo sind sie?“
    „Leider hat die Polizei die Spur das Wagens verloren“, antwortetet die KI, „allerdings empfange ich gerade eine Funkfrequenz, die mir sehr bekannt vorkommt.“
    „Orte sie und dann hinterher KITT. Was für eine Frequenz ist das?“ fragte er.

    „Erinnern Sie sich an das Funksignal an Mr. Shelbys Fahrzeug, dass ich irrtümlich für das Signal einer ferngezündeten Bombe hielt? Wie sich herausstellte benutze Mr. Shelbys Wagen diese Frequenz für echtzeit Softwareupdates. Und scheinbar versucht der Wagen soeben wieder ein solches Update herunter zu laden.“

    Ein Grinsen erschien auf Michaels Gesicht. „Gute Arbeit Kumpel, hinterher.“

    „Ich hab das Fahrzeug geortet. Es hat den Freeway verlassen und ist jetzt in südlicher Richtung, in Richtung der Marine Corps Air Station Miramar unterwegs.“

    Erneut musste Michael die Stirn runzeln. „Miramar also, was? Marine Corps. Verflixt, ich hätte dran denken sollen.“
    „Michael?“
    „Gray hatte damals viele Freunde bei den Marines, teilweise sehr zwielichtige Gestalten“, klärte Michael KITT auf. „Es würde ich nicht wundern, wenn er dort immer noch Kontakte hat, die ihm helfen das Fahrzeug woanders hin zu schaffen.“

    Abrupt blieb der Trans Am plötzlich stehen. Wild pulsierte der Scanner hin und her und warf ein gespenstisch rotes Licht auf eine weiße Mauer rechts am Straßenrand.

    „Was ist los KITT, warum halten wir an?“
    „Ich habe das Funksignal verloren“, antwortete der Wagen enttäuscht.
    „Sendet der Wagen nicht mehr?“, forschte Michael weiter.

    „Doch schon, aber ich kann das Signal nicht isolieren. Da wir in der nähe des Airports sind stören zu viele andere Funksignale meinen Empfang. Außerdem befindet sich in der Nähe einer der größten Mobilfunkverteiler südlich von Los Angeles. Es tut mir leid Michael. Mehr kann ich leider nicht tun.“ Immer noch pulsierte der Scanner wild hin und her und wilde Peillinien erschienen auf der eingeblendeten Umgebungskarte, ergaben aber in keiner Konstellation Sinn.

    „Verdammt!“ Michael hämmerte auf das Lenkrad. „Das kannst du nicht machen KITT. Irgendwelche anderen Spuren, die zu finden sind? Was ist mit der Bremsflüssgkeit. Ist von der etwas zu finden?“

    Erneut scannte KITT die Umgebung und stellte Berechnungen an bevor er Michael sein enttäuschendes Ergebnis mittelte. „Leider nein Michael. In Anbetracht der Tatsache, dass wir nur einige wenige Tropfen der Bremsflüssigkeit fanden gehe ich davon aus, dass das Leck nur sehr klein sein dürfte. Das heisst das bei fahrendem Fahrzeug der Abstand zwischen den einzelnen Tropfen mehrere Meilen betragen dürfte. Um aber ein genaues Ergebnis liefern zu können muss ich mindestens bis auf 50 Meter an das zu überprüfende Objekt heran kommen.“

    „Mist.“ Erneut schlug Michael mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Zurück zu Foundation, KITT. Ich muss mit Bonnie reden.“ Michael legte den Rückwärtsgang ein, gab Gas und legte eine elegante 180° Drehung hin. Dann brauste der schwarze Trans Am in die mittlerweile stockdunkle kalifornische Nacht.

    4 Mal editiert, zuletzt von dj pc (30. Oktober 2012 um 13:28)

  • Und gleich noch Teil zwei :)


    Noch mit laufendem Motor rief Michael Bonnie zu sich, nachdem er in die Werkstatt der Foundation angekommen war. „Wir müssen unbedingt reden, JETZT!“, rief er ihr zu.

    Er stellte den Motor aus und drückte einige Tasten auf der Mittelkonsole. Sofort erlosch KITTs Armaturenbrett und versank in tiefe Dunkelheit.

    „Michael?“ kam eine letzte Frage aus der noch leicht zuckenden Voicebox, Dann erstarben die letzten Geräusche der KI.

    „Was ist los Michael“, rief Bonnie ihm entgegen, als sie auf ihn zu eilte. „Warum schaltest du KITT ab? Ist etwas nicht mit ihm in Ordnung?“

    Eilig stieg Michael aus dem schwarzen Auto und schlug verärgert die Tür zu. „Nichts ist in Ordnung mit KITT. Und das was ich jetzt mit dir berede muss er nicht hören.“

    Fragend schaute Bonnie Michael an.

    „Ich kann so mit KITT nicht mehr arbeiten. Ich muss mich auf ihn verlassen können. Ich muss ihm vertrauen können. Das kann ich aber nicht mehr.“

    Bonnie schaute Michael immer verwunderter an. „Wiso vertraust du ihm nicht mehr? Belügt er dich?“

    Aufgeregt ging Michael auf und ab. „Nein natürlich belügt er mich nicht. Und das mit dem Vertrauen war auch nicht auf KITTs Persönlichkeit bezogen. Er ist und bleibt mein Kumpel.“ Michael blieb stehen und schaute Bonnie nun direkt an. „Aber ich kann mich nicht mehr auf seine Fähigkeiten verlassen.“

    Erneut begann er wild gestikulierend auf und ab zu gehen. „Es fängt mit einfachen Funksignalen an, die KITT fehlinterpretiert, vorhin hat er das selbe Funksignal verloren, weil er es nicht mehr von andere unterscheiden konnte. Wenn er Daten abgleichen soll, so braucht er teilweise Stunden dafür, wenn er zwischendurch andere Sachen erledigen soll noch länger. Und mal ehrlich, das Gegenmittel für meine Vergiftung – nur 33% Sicherheit? Das ist nichts. Das Konnte er mal besser. Nicht dass ich ihm nicht dankbar bin.“

    Bonnie hielt Michael am Arm fest und zog ihn vorsichtig mit in den IT-Bereich der Werkstatt. „Nun beruhige dich erst einmal und trink einen Kaffee.“ Gleichzeit drückte sie ihm einen Pappbecher mit dem dunklen Gebräu in die Hand. Dann setzte sie sich vor eines der Computer Terminals.

    Besorgt schaute sie Michael an. „Ich habe mir fast gedacht, dass dieser Tag bald kommen würde. KITTs Technik kommt in die Jahre. Seinerzeit haben Wilton Knights Techniker alles aus den Mikroprozessoren herausgekitzelt was ging. Aber wir sind schon lange an der Grenze dessen, was wir aus KITTs Technik noch herausholen können.“

    Michael lehnte sich an einen Schrank und hörte Bonnie missmutig zu. Es schmeckte ihm schon jetzt nicht in welche Richtung Bonnie ihn da scheinbar steuerte.

    „Schau“, setzte Bonnie die Erklärung fort, „die Verbrecher entwickeln sich weiter. Heute sind viele nicht mehr so nachlässig Fingerabdrücke in Fluchtautos zu hinterlassen oder andere verräterische Spuren. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die ganze uns umgebende Infrastruktur weiter entwickelt hat. War es vor wenigen Jahren noch eher einfach Funksignale und Frequenzen zu orten, so ist das heute fast ein Ding der Unmöglichkeit weil jeder mit einem Handy oder anderen Funkenden Gegenständen herum rennt.“

    Jetzt war es an Bonnie aufzustehen und auf und ab zu laufen.

    „KITT ist im Prinzip ein fahrendes forensisches Labor. Seine Aufgabe ist es dich zu schützen, aber hauptsächlich für dich Spuren zu finden, zu analysieren und interpretieren. Das erfordert enorme Rechenleistungen, heute mehr denn je. Zu vergessen ist aber nicht, dass immer noch mehr als 60% seiner Rechenkapazitäten für die KI und ihre autonomen Funktionen benötigt werden.“

    Abrupt blieb sie stehen und schaute Michael an. „Weist du, dass ich in den letzten zwei Jahren für jede neue Funktion von KITT eine andere nicht benötigte abschalten musste?“

    Besorgt stellte Michael seinen Kaffeebecher ab. „Nein, dass wusste ich nicht. Das heisst KITT wird alt. Und jetzt? Können wir nicht einfach seinen Speicher erweitern und im eine schnellere CPU zu Weihnachten schenken?“

    Jetzt musste Bonnie etwas lächeln. Das war wieder typisch Michael. Immer den einfachsten Weg ohne Wenn und Aber. „Wenn es mal nur der Arbeitsspeicher wäre“, antwortet sie, setzte sich erneut und winkte Michael zu sich an das Computerterminal während sie einige Zahlen in die Tastatur tippte. Ein buntes Bild erschien auf dem Flachbildschirm, dass einige Schaltkreise und andere technische Zeichnungen enthielt, mit denen Michael nichts anfangen konnte.

    „Was ist das“, fragte er neugierig.

    „Das ist KITTs neues Zuhause“, erwiderte sie und zeigte auf das Layout einer Platine. „Neueste Prozessortechnologie mit mehreren Kernen in einer CPU. Erweiterbar auf bis zu acht CPUs. Modulares Speichersystem welches wir jederzeit gegen ein schnelleres und größeres austauschen können. Neueste forensische Funktionen. Aktuelle Funktstandarts inkl. Militärfunk und Abhörsystemen. Na was hältst du davon?“

    Entgeistert schaute Michael Bonnie an. „Hört sich gut an. Hab zwar nichts verstanden, aber hört sich gut an. Bau es ein.“

    „Das ist das Problem“, gab Bonnie zurück. „KITTs bisherige Systeme sind nicht mit dieser neuen Technologie kompatibel. Das ist aber das kleinere Problem. KITTs KI selbst ist nicht kompatibel.“

    „Wie soll ich das verstehen“, wollte Michael nun wissen. „Kannst du KITT nicht einfach in das neue System rüber kopieren?“

    Energisch schüttelte Bonnie den Kopf. „Eben nicht, denn KITT ist keine Software. KITTs Datenbanken, und Erinnerungen basieren zwar auf einem Softwareprotokoll, aber KITT selbst ist Hardware, die Zentrale Steuereinheit, erinnerst du dich?“

    Michael nickte langsam.

    „Und das ist genau der Knackpunkt“, fuhr Bonnie fort. „Ich kann keine alte Hardware in eine neue integrieren. Ich könnte es wohl zum laufen bringen, aber KITTs alte Prozessoren würden das Ganze limitieren und wir hätten nichts gewonnen. Das wäre genauso, als würdest du einen alten Chevy-Motor in eine neue Corvette einbauen und damit Höchstgeschwindigkeiten fahren wollen.“

    Erneut nickte Michael. „Dass heisst also du kannst nichts für KITT im Moment tun?“, hakte er nach.

    „Nein, leider nicht“, erwiderte Bonnie enttäuscht.

    „Vielleicht kann ich helfen“, hörten sie plötzlich eine Stimme sagen und schauten erschrocken in die Richtung des Eingangsbereichs der IT-Abteilung. Verwundert sahen sie dort Mr. Shelby in Begleitung von Devon stehen.


    So - jetzt ist der nächste aber dran :)

    2 Mal editiert, zuletzt von dj pc (30. Oktober 2012 um 13:30)

  • Tolle Entwicklung :D und ich ahne ein wenig, worauf das hinauslaufen könnte

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    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Oh je - ich hoffe mal jetzt kommt keiner auf die Idee KITT aus dem TransAm raus zu trasplantieren und in den Mustang zu packen... 8o Das war mal so gar nicht meine Überlegung... ^^

  • Michael fühlte sich wie ein Verräter, als er neben Bonnie hinter Shelby und Devon herging.
    Er hatte in seinem Frust Kritik an KITT geäußert und offenbar etwas losgetreten, was schon eine Weile in den Leuten gebrodelt hatte.
    Eigentlich hatte er gewollt, dass Bonnie wieder eines ihrer berühmten Wunder vollbringt, aber offenbar war auch sie am Ende ihrer Fähigkeiten.
    Michael dachte über die vielen Jahre seiner Partnerschaft mit KITT nach. Er hatte etwas nachgelassen, ja, aber er war immer noch ein herausragendes Auto. Schließlich waren sie alle älter geworden.
    Ihn einfach in die Garage zu stellen, wäre einfach nicht fair.
    "Also Leute", sagte Shelby schließlich und blieb vor ihnen stehen.
    Sie waren eine gefühlte Ewigkeit durch die Kellerflure seiner Privatvilla gelaufen und standen nun vor einer dicken Stahltür.
    Shelby betätigte einen mehrstelligen Zahlencode auf einem Tastenfeld und machte einen Iris-Scan. Dröhnend schob sich die Tür auf.
    "Willkommen in meiner Welt."
    Seinen drei Gästen fielen die Kinnladen herunter.
    Hinter ihm sahen sie eine Halle, die annähernd die Grundfläche von zwei Fußballfeldern hatte. So weit das Auge reichte gab es nur blank polierte Flächen in weiß und Edelstahl.
    Männer und Frauen in weißen Kitteln und Sicherheitsschuhen waren dabei, Platinen zu löten, Platten zu schrauben und Messwerte abzulesen.
    Michael schätzte, dass sich außer ihnen noch mindestens zwanzig Leute im Raum befanden.
    "Wow", war das Einzige, was er herausbrachte.
    "Ja, beeindruckend", sagte Bonnie, "Aber was ist das hier?"
    Shelby ging mit ihnen an den vielen Tischen entlang.
    "Das ist mein neues Entwicklungslabor. Nachdem Maggie Stone angeschossen worden war, erschienen mir die anderen Lagerhallen nicht mehr als sicher genug."
    "Naheliegend", brummte Michael, "Aber sowas baut man nicht über Nacht."
    "Das war früher mein Hobbykeller", sagte Shelby mit einem Augenzwinkern und blieb stehen.
    Hinter ihm stand ein nachtschwarzer Mustang.
    "Sie haben noch einen gebaut?", fragte Bonnie. Shelby schüttelte den Kopf.
    "Nicht ganz. Der Prototyp war unser Vorzeigemodell und in allen Details ausgearbeitet. Dieser Wagen hier sollte eher als... Testobjekt für neue Ideen dienen. Machbarkeitsstudien und dergleichen, während wir den richtigen Prototypen von Anfang an richtig aufbauen und vorführen wollten."
    "Also ist das hier der Sparringspartner. Der Wagen, der alles mit sich machen lassen muss, um den Champf voranzubringen", meinte Michael und ging näher an das Auto heran.
    "Wenn man es so sehen möchte", meinte Shelby angefressen.
    "Na schön", sagte Bonnie, "Aber was ist jetzt ihr Vorschlag KITT betreffend?"
    "Wir haben alles hier", sagte Shelby, "Wir können diesen Wagen hier aufbauen."
    "Aber was hat das mit KITT zutun?"
    Shelby sah Devon kurz an und der nickte bestätigend.
    "Wir haben eine Menge Hardware schon verbaut. Auch einige Sachen, die wir bei Knight Industries... abgeguckt und verbessert haben. Wir alle brauchen im Moment Hilfe. Shelby Industries braucht einen funktionierenden Prototypen für die Regierungsvorführung. Sie brauchen ein Auto. Wir helfen uns gegenseitig."
    Bonnie nickte. Sie schien zu verstehen.
    "Wir helfen Ihnen, das Auto aufzubauen, mit unseren Komponenten und Ressorucen, weil Ihnen die Zeit wegläuft."
    "Ganz richtig?"
    "Und was tun Sie für uns?"
    "Dieser Wagen wird direkt nach der Vorführung an Knight INdustries übergeben. Er gehört Ihnen. Machen Sie daraus KITTs neues Zuhause."
    Michael versuchte seine coole Fassade aufrechtzuerhalten und strich über das Auto.
    Bonnie betrachtete Devon.
    "Devon, Sie wissen, dass wir KITTs CPU nicht einfach implantieren können. Wir hatten darüber geredet."
    "Ich weiß", sagte dieser, "Doch wir haben keine Wahl."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Bonnie schüttelte ihren brünetten Kopf.
    Der Mustang war dazu einfach nicht geeignet.
    Seine ganzen elektronischen Leitungen und anderen Komponenten waren nicht mit denen von Kitt kompatibel.
    Es war wohl höchst freundlich von Shelby ihnen den Wagen zur Verfügung zu stellen, aber es war keine Lösung für sie.
    „Um Kitt wirklich eine Chance zu geben, müsste ich komplett neu anfangen können. Das Equipment und Ausstattung eines Fahrzeugsherstellers, das von Knight Industries und der alten Wissenschaftler die an Kitts Entwicklung mitverantwortlich waren.“
    Ein De–ja-vu stellte sich bei ihr ein.
    Schon einmal hatte sie Kitt von Grund auf neu aufgebaut.
    Sie hatte damals nur die alte Karosserie wieder verwendet.
    Heute musste sie dies alles komplett neu angehen.
    Mit der neuesten CAD Software die Karoserie entwerfen.
    Eine Rohkarosse anfertigen. Die Elektronik neu entwickeln. Die Mechanik und was sonst alles in einem Fahrzeug drin steckte.
    „Ich könnte ihnen unsere Entwicklungslabors, alles Equipment, die Produktionshallen und die Lackiererei zur Verfügung stellen, um ein neues Fahrzeug für ihren KI zu bauen. Mit meinen Spezialisten und ihren eigenen sollten sie in der Lage sein, einen geeigneten Untersatz für ihren langjährigen Partner zu bauen, welche man dann auf den heutigen Stand bringen kann. Ihr habt also freie Hand im Design eures Autos.“
    Michael schaute zu Bonnie, die nachdenklich Shelby anschaute.
    „Warum nicht altbewährtes mit neuem kreuzen?“
    Darauf machte Bonnie auf ihrer Hacke kehrt, und verschwand erstmal aus der Werkstatt.
    Michael schaute zu Devon, der aber nur die Achseln zuckte.
    Was heckte Bonnie da nur wieder aus?

    Einige Tage später, in denen Michael von den Tätigkeiten von Bonnie und ihrem vom Shelby zur Verfügung gestellten Team, ausgeschlossen war, tat sich wieder etwas.
    Er war zwischenzeitlich mit Kitt untätig durch die Gegend gefahren und hatte versucht, irgendetwas zu finden, dass ihn zu Thomas Gray führte.
    Doch dieser war spurlos verschwunden, und lies auch nichts von sich hören.
    So verging die Zeit.
    Wenigstens konnte Bonnie so ihre Arbeit machen.
    Er hatte schon gehört, dass an einem Prototypen gearbeitet wurde, und Michael war sehr auf das Ergebnis gespannt.
    Er hoffte nur, Kitt würde hinterher noch wie Kitt aussehen.
    Der alte schwarze Trams Am war nun einfach Kitt für ihn.
    Ok, auch er hatte eine Wandlung in seinem Aussehen mitmachen müssen.
    Er hatte lange gebraucht, um sich an sein neues Äußeres zu gewöhnen.
    Noch heute kam es vor, dass er in den Blick in Spiegel das Gefühl hatte, eine fremde Person anzublicken.
    Nun Bonnie würde wissen, was sie tat.
    Und sie hatte schon angedeutet, dass sie nicht komplett was Neues machen würde.
    So schlich Michael nun um die Hallen und versuchte einen Blick auf die darin vorgehende Arbeit erhaschen zu können.

    Er blieb gerade vor der verschlossenen Stahltüre stehen, als diese von innen aufgerissen wurde, und Bonnie vor ihm stand.
    „Michael, was machst du hier?“ fragte sie ihn überrascht.
    „Ähm, ja nun.“ Stammelte er.
    Bonnie schaute über ihre Schulter und überlegte einen Moment.
    „Ok, er ist so gut wie fertig. Es steht die Hochzeit unmittelbar bevor.“
    Hochzeit? Überlegte Michael.
    Was meinte sie damit?
    Bonnie trat an das nahegelegene Terminal mit der Hausinternen Telefonanlage.
    Sie tippte eine Nummer und wartete das typische Knarzen im Apparat ab, welche eine Verbindung verriet.
    „Devon Miles“ ertönte es von der anderen Seite.
    „Ich bins Bonnie. Würden sie und Mister Shelby bitte zu uns runter kommen?“
    „ Ist es soweit, Bonnie?“ fragte Devon mit angespannter Stimme.
    „Sie werden es sehen. Kommen sie einfach.“

    Michael folgte Bonnie wieder bis zur Türe und kurz darauf schlossen sich ihnen Devon und Shelby an.
    Bonnie öffnete die Türe und Michael konnte endlich einen uneingeschränkten Blick auf den Prototypen werfen.
    Bonnie war währenddessen an einen der Computerterminals getreten und hatte eine Datei aufgerufen, worauf das Fahrzeug auf dem Bildschirm erschien und sich in einer 3D-Darstellung um die eigene Achse drehte.
    Michael starrte auf den Wagen.
    Es war ein Firebird. Ähnlich Kitts alter Karosserie, doch nicht 100% dem Fahrzeug wie er es kannte.
    Es war etwas runter, weicher.
    Aber es hatte die wichtigen Details des alten Autos.
    Der rote Scanner an der Front war noch dunkel.
    Michael schaute zu Bonnie, die ein Tablet-PC in ihren Händen hielt und geschäftig darauf herum wischte.
    Dann schaute sie auf, und schaute sich im Raum um.
    „Was sie hier sehen, ist eine vollständig neu entwickelte Version von Kitts alter Karosserie. Sie sieht nur ähnlich aus, ist aber mit der modernsten KFZ- und Computertechnik ausgestattet. Darunter auch teils noch nicht bekannter Technik. Und die eine oder andere Spielerei konnte ich auch noch beisteuern. Endlich konnte ich meine bis dato nicht zu verwirklichten Ideen umsetzen.“
    Bonnies Augen strahlten.
    Michael ging um den schwarzen Wagen herum, und konnte nicht widerstehen mit der Hand über das Dach zu streichen.
    Es fühlte sich glatt und kalt an. Und nicht wie die ihm bekannte molekularversiegelte Oberfläche.
    „Ist der Wagen auch wieder kugelsicher?“ fragte er Bonnie.
    „Mehr als das. Es ist ein ganz neues Material, dass wir zusammen mit einer Firma entwickelt haben, die Marktführer in der leichtesten kugelsicherer Bekleidung sind.
    Es ist so geheim, dass ich nicht mal die genaue Zusammensetzung kenne. Dazu haben wir dann noch Kitts alte Molekularversiegelung hinzugefügt. Und eine Schicht die die Fähigkeit hat, das Fahrzeug zu tarnen. Aber um die ganzen Funktionen aufzuzählen, ist es noch später Zeit. Jetzt müssen wir erst mal sehen, ob Kitt mit dem Chassis verbunden werden kann. Die Verbindungen sind soweit gegeben. Und da das Fahrzeug komplett auf ihn zugeschnitten wurde, sollte es funktionieren.“
    Sollte? Fragte sich Michael.
    Bonnie ging hinüber zu Kitt, der direkt daneben geparkt war.
    Zu seiner Überraschung baute Bonnie jedoch nicht Kitts CPU aus.
    Sie verband allein ein Datenkabel von einem Auto zum anderen.
    „So jetzt müssen wir warten.“
    „Auf was?“ Michael starrte auf die beiden Autos.
    „Das Kitt sich in den anderen Prozessor geladen hat.“

    „Wie lange wird das dauern?“
    Michael war einfach zu ungeduldig.
    Bonnie schaute auf ihren Tablet-PC.
    Ein paar Stunden denke ich.
    Michael stöhnte auf.
    Sie hatten schon so nicht viel Zeit.

    Er hatte einen Fall zu lösen.
    Doch dafür hatte er nun keinen Nerv, solange sein Partner zwischen zwei Autos hing.

  • Stunden vergingen in denen Michael aufgeregt und gleichzeitig unentschlossen durch die ihm zugänglichen Bereich der Shelby-Gebäude ging. Zeitweise setzte er sich in die Cafeteria, trank einen Kaffee nach dem anderen und verlor sich immer wieder in vergangene Erinnerungen mit KITT.

    Er machte sich Sorgen, Sorgen darum, ob KITT jemals wieder der alte sein würde, wenn der Transfer funktionierte, sorgen darum, ob der Transfer überhaupt funktionierte. Was wäre wenn etwas schief ginge und KITT irreparabel beschädigt würde.

    Halb im Dämmerschlaf hing er wieder einmal seinen Gedanken nach, als eine Stimme aus den Lautsprechern der Cafeteria erklang.

    “Mr. Knight, bitte melden Sie sich in Labor drei, Mr Michael Knight, bitte in Labor drei melden.”

    Wie von der Tarantel gestochen sprang Michael auf, kippte dabei den Becher mit dem noch verbliebene Kaffee um, der noch auf dem Tisch stand, versuchte mit einer handvoll Servietten aus dem Serviettenspender auf dem Tisch, die Kaffeelache zu beseitigen und rannte schliesslich mit Kaffeeverschmierten Händen aus der Cafeteria in Richtung des genannten Labors.

    Nervös drückte er auf die Klingel an der großen Stahltür und gab sich zu erkennen, als nach seinem Namen gefragt wurde. Kaum schwang die Tür auf stürmte er in das Labor und rannte beinahe Bonnie um, die ihm schon lächelnd entgegen kam. “Langsam Michael, wir sind fast fertig. Nur noch fünf Prozent. Es schaut ganz gut aus.”, begrüsste sie ihn.

    “Hat alles geklappt bis jetzt?”, fragte Michael und schaute sich die beiden Trans Am Karossen an, zwischen denen eine Datenleitungen wie ein Transfusionsschlauch gespannt war.

    Bonnie nickte zustimmend und zeigte auf ein Computerdisplay das den Status des Transfer anzeigte. Soeben sprang die Anzeige auf 96 Prozent um. “Diesmal scheint es zu klappen. Vor drei Tagen ist der Transfer bei nur 43 Prozent abgebrochen. Heute sind wir guter Dinge.”

    Erneut sprang die Prozentanzeige um einen Punkt höher, als plötzlich der Motor des neuen Fahrzeuges ansprang. Ein Grinsen erschien in Michaels Gesicht. “Hey, hört sich doch gut an”, freute er sich. “KITT scheint es gut zu gehen.”

    Argwönisch schaufelte Bonnie Daten auf ihrem Tablet hin und her. “Nein, das ist nicht gut. Eigentlich dürfte KITT im Transferstadium noch keine Kontrolle über den neuen Wagen haben. Irgend etwas stimmt da nicht.” Energisch wandte sie sich einigen Technikern zu. “Sofort den Transfer abbrechen. Kappen sie die Datenkabel. Ich bekomme hier sehr merkwürdige Werte.”

    Ein lautes Aufheulen des Motors lies sie wieder zu den Fahrzeugen schauen, gerade noch rechtzeitig um aus dem Weg zu springen. Mit Vollgas setzte sich die neue Karosserie in Bewegung. Arbeitstische und Werkzeugwagen flogen scheppernd durch den Raum, Techniker sprangen aus dem Weg, Datenkabel wurden aus ihrer Verankerung gerissen. Kaum jedoch war das neue Fahrzeug von der letzten Datenleitung getrennt, blieb es mit quietschenden Reifen stehen. Der Motor erstarb und eine Totenstille setzte in der grossen Halle ein.

    Mit zersausten Haaren bewegte sich Bonnie vorsichtig auf das neue Auto zu um sich ein Bild davon zu machen was passiert war, als plötzlich eine Tür aufflog und Devon und Mr. Shelby erschienen. “Was ist passiert Bonnie? Geht es ihnen gut?”, fragte Devon aufgeregt und schaute sich Haare raufend das Chaos an, dass KITTs neue Karosse verursacht hat.

    “Ist jemand verletzt”, rief Bonnie in die Runde, doch jedem schien es gut zu gehen. “Alles in Ordnung Devon”, antwortete sie und schaute sich einige Daten auf ihrem Tablet an. “Das selbe wie letztes mal, einer der Schaltkreise scheint sich zu weigern seine Funktionen zu übergeben. Schande auf Wilton für seine verflixt perfekten Arbeiten.”

    Auch Michael gesellte sich jetzt aufgebracht zu den Dreien. “Was heisst das selbe wie letztes mal? Hat dass der neue Wagen schon einmal gebracht?”, wollte er neugierig wissen.

    “Nicht direkt”, antwortete Mr. Shelby an Bonnies stelle, damit diese sich weiter mit der Fehlerdiagnose beschäftigen konnte. “Das Fahrzeug fuhr zwar nicht los, fing aber unkontrolliert an mit seinen Türen und Klappen zu spielen, wenn man das so nennen darf. Ärgerlich nur, dass gerade einer der Techniker seine Finger dazwischen hatte. Der gute Mann kann jetzt für sechs Wochen nur noch seine linke Hand benutzen.”

    “Mrs. Barstow, würden Sie sich das bitte einmal anschauen?”, meldete sich einer der Techniker zu Wort, der sich an KITTs derzeitiger Karosserie aufhielt um die dortigen System auf Schäden zu inspizieren.

    Im Gänsemarsch bewegten sich alle vier auf KITT zu. “Schauen sie mal hier”, ergriff der Techniker erneut das Wort als alle sich um KITTs Motorraum versammelt hatten und auf ein Gewirr aus Leitungen und Platinen schauten, aus denen noch teilweise Reste einiger zerissener Datenleitungen hingen. Er zeigte auf die Zentrale Steuereinheit und eine direkt daneben liegende Platine, die zerbrochen war. Der abgebrochene Teil hing nur noch an einigen winzigen Datenleitungen der Platine und eine zerissene Transferleitung, die noch an die zentrale Steuereinheit angeschlossen war, versetzte dem noch intakten Teil der Platine leise britzelnde Stromstösse.

    Bonnies Augen weiteten sich als sie den Schaden sah. “Schnell, schaltet KITT wieder ein. Das sieht verdammt noch mal nicht gut aus.”

    Michael griff Bonnie fest am Arm und riess sie zu sich. “Was ist los, Bonnie? Was ist mit KITT?” Angst machte sich in ihm breit, Angst seinen besten Freund zu verlieren.
    “Aua, Michael, du tust mir weh”, antwortet sie, entwand sich seinem Griff und eilte auf KITTs Fahrersitz. “Die zerbrochene Platine ist KITTs zentrale Datenbank für Information und Logik. Der Schaden ist schlimm, aber für unser Projekt nicht wichtig. Schlimmer sind die ganzen elektrischen Fehlimpulse, die die Platine in die ZSE schickt. Wenn die beschädigt wird ist KITT tot.” Sie lehnte sich aus dem Wagen. “Kann mal jemand das verdammte Datenkabel hier abziehen bevor ich KITT wieder aktiviere?”, rief sie hektisch den Technikern zu, die sofort das entsprechende Kabel abzogen. Schwarze Schmorspuren waren nun auf der defekten Platine zu erkennen.

    Eilig drückte Bonnie einige Tasten auf dem Bedienfeld neben dem Fahrersitz und wartete was passierte. “Langsam und tonlos begannen einige Anzeigen auf KITTs Instrumentenbrett zu leuchten. Die LEDs der Voicebox blinkten wild und zeigten kein erkennbares Muster als KITT langsam und mit leiser Stimme zu sprechen begann. “Bonnie? Bist du es? Was ist passiert?”, tröpfelte die Stimme aus KITTs Lautsprecher. “Wo bin ich?”

    Schnell stöpselte Bonnie eine Datenleitung an KITTs Serviceport, den sie mit ihrem Tablet verband auf dem schon eine Diagnosesoftware lief. “Bonnie....” erklang erneut KITTs träge Stimme als Bonnie ihn hastig abwürgte und wieder abschaltete. Die Instrumente in KITTs Cockpit erloschen und eine unheimliche Dunkelheit zog sich durch das ganze Instrumentenbrett.

    “Bonnie was ist los”, fragt Michael erneut aufgeregt und hielt sich kramphaft an KITTs Fahrertür fest während er sich KITTs tote Displays anschaute.

    Bonnie schaltet ihr Tablet ab und schaute allen tief in die Augen. “Die ZSE ist unbeschädigt. Aber diese Fahrzeug bietet für KITT keinen möglichen Funktionsraum mehr. Der Schaden am System ist nicht reparabel. Finden wir für KITT keine neue Funktionsumgebung ist es aus mit KITT.” Eine Träne rollte ihr über die Wange.

    “Bonnie, dass kann nicht sein”, antwortete Devon mehr fragend. Der im Auftreten sonst so sichere Mann war plötzlich sehr nervös. “Wir konnten KITT bis her doch noch immer wieder aufbauen. Was macht da so ein kleiner Schaden?”

    Bonnie wischte sich die Träne aus dem Gesicht. “Richtig Devon. Das ging aber auch nur, weil bisher weder die ZSE noch die Datenbank für Information und Logik zerstört wurden. Fehlt eine dieser Komponenten kann KITT nicht mehr funktionieren.” Sie stieg aus und ging ging wieder zum Motorraum des Trans Am, zog die defekte Platine aus Ihrem Anschluss und zeigte sie den Anwesenden. “Der Fall liegt hier etwas anders”, erklärte sie. “Normalerweise wird die Logikdatenbak von einem ähnlichen Gehäuse wie die ZSE geschützt. Für den Transfer mussten wir dieses aber entfernen um an die Ports auf der Platine zu kommen.”

    Sie wandte sich um und ging auf das neue Fahrzeug zu. “Das Problem liegt weniger an den Daten auf der Platine, als eher an der Bauweise dieser. Die Chips benötigen eine ganz besondere Struktur, damit die Daten und Informationen schnell genug fliessen können um von der ZSE verarbeitet werden zu können. Nur leider können wir diese Chips nicht reproduzieren, da diese damals vom Militär beigesteuert wurden. Und die rücken nichts mehr heraus, was mit dieser Technik zu tun hat.” Erschöpft lehnte sie sich auf einen der Kotflügel des neuen Fahrzeugs. “Hier in diesem Fahrzeug ist die Logikdatenbank nur noch eine reine Software auf die die ZSE jederzeit und mit jeder gewünschten Geschwindigkeit zurückgreifen kann. Zum Glück konnten wir die Protokolle vorher vollständig überspielen. Wenn wir KITT nicht hier rein bekommen, ist es aus mit ihm.”

    Mit einem Ruck wandte sie sich um und schaute nun verzweifelt in Michaels Gesicht. “Leider bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich hab keine Ahnung, mehr wie wir KITT in das neue Fahrzeug bekommen. Der Versuch KITTs Hardware per Simulationstransfer in die neue CPU zu laden hat nicht funktioniert.” Erneut schaltete sie ihr Tablet ein und ging die Fehlerliste durch, die sie gerade noch aus KITTs Speicher auslesen konnte bevor sie ihn wieder abschaltet. “Laut den Daten hier scheint KITTs Alphaschaltkreis die ständigen Fehler beim Transfer zu verursachen. Die Adressräume sind untereinander nicht kompatibel. Das heisst, so werden wir KITT niemals in seine neue Heimat bekommen.”

    “Vielleicht kann ich ihnen ja noch einmal helfen”, meldete sich Shelby leise zu Wort und winkte Bonnie und die beiden Männer zu einem Computerterminal, dass noch stehen geblieben war. Er tippte einige Codezeilen in die Kommandozeile ein und das Wort “GENESIS” erschien in grossen Lettern auf dem Display.

    Bonnies Augen weiteten sich. Auch Devon brachte diese Anzeige sichtbar aus der Fassung. “Sie haben Zugang zu “GENESIS”?”, fragte Bonnie ungläubig.

    “Ja klar”, erwiederte Shelby. “Vergessen sie nicht, dass ich mein Fahrzeug im Regierungsauftrag entwickelt habe.”

    “Sie verdammter Mistkerl”, rief Bonnie und boxte Shelby energisch auf die Schulter. “Warum sagen Sie so etwas nicht früher. Damit hätten wir uns viel Arbeit ersparen können.”

    “GENESIS ist streng geheim, das wissen Sie? Ich begebe mich allein schon damit, dass ich ihnen gezeigt habe, dass ich es benutzen kann auf sehr dünnes Eis”, erwiderte Shelby und rieb sich die Schulter, die Bonnie sehr schmerzhaft getroffen hatte.

    “Könnte mir bitte einmal erklären was GENESIS ist und wie es KITT retten kann”, warf jetzt Michael in die Runde, der bei all den technischen Infos schon wieder den Faden verloren hatte.

    “GENESIS ist ein streng geheimes Projekt der amerikanischen Regierung und des Militärs. GENESIS ist eine Software, die in Zusammenhang mit spezieller Hardware und einem Supercomputer in der Lage ist jede x-beliebige Hardware zu scannen, ihren Aufbau zu analysieren, und diese anschliessend in ein laufendes Softwareprotokoll umzuwandeln”, erklärte Devon jetzt wieder ganz britsch wie immer. “Dieses kann dann einfach per Datenleitung und ohne größere Umstände an jeden beliebigen PC weltweit geschickt werden. Sehr hilfreich, wenn man gestohlene Hardware ohne grosses Aufsehen ausser landes schaffen will. Der Empfänger braucht dann nur noch einen entsprechend Leistungsfähigen Rechner und hat die Möglichkeit kleiner Anpassungen an der ehemaligen Hardware vorzunehmen um diese schnell und effizient in bestehende Systeme zu integrieren.”

    “Und der vorteil für KITT wäre es”, setzte Shelby die Erklärung fort, “dass er auf diese Weise jederzeit in ein neues System integriert werden könnte ohne jemals wieder Gefahr zu laufen sein “Ich” zu verlieren.”

    “Aha”, erwiederte Michael nur und versuchte das soeben gehörte gedanklich zu verarbeiten.

    2 Mal editiert, zuletzt von dj pc (8. November 2012 um 22:35)

  • Während Bonnie und die anderen Techniker irgendwas mit KITT machten, was Michael einfach nicht verstand, ging er über das großzügige Anwesen von Shelby.
    Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Weder mit ihm noch mit KITT. In dem einen Moment, ist alles gut, dann läuft das Auto nicht mehr richtig, dann findet man eine neue Möglichkeit, auf einmal geht alles schief und nun schien doch wieder eine geniale Lösung vorhanden zu sein.
    Und doch war alles anders.
    Er rieb sich die Augen. Ja, möglicherweise konnte man KITT wieder aufpeppeln. Verbessern, erneuern. Letztlich, so gut sie auch befreundet waren, war er wohl doch nur eine Maschine.
    Michael ging es anders. Er wurde älter. Alt. Er fühlte sich unglaublich alt.
    Die Zeiten, dass er sich Hals über Kopf in jedes Abenteuer stürzen konnte, waren vorbei. Er war angeschossen worden, hatte sich Knochen gebrochen und war mehrmals im Krankenhaus aufgewacht.
    Er wusste nicht, wie Devon und Bonnie sich ihren Enthusiasmus erhalten hatten. Aber sie standen auch nicht so oft in der Schusslinie wie er. Das war nicht schlimm. Sie taten, wie er, ihr menschenmöglichstes, um der Foundation zum Sieg zu verhelfen. Jeden Tag aufs Neue.
    Doch langsam war er sich nicht mehr sicher, ob er die Kraft dazu hatte.
    Sein Comlink piepste.
    "Ja?"
    "Michael, hier ist Devon. Wir bekommen einen Anruf von Agent Corelli. Er möchte mit Ihnen sprechen."
    Michael atmete tief durch. Die Arbeit rief wieder.
    "Ja, stellen Sie ihn durch."
    Es dauerte einen Moment, dann hörte Michael den Special Agent.
    "Mister Knight?"
    "Ja, hier. Was kann ich für Sie tun, Agent Corelli?"
    "Sie hatten mich um Informationen gebeten, die Thomas Gray betreffen. Ich habe auf den Busch geklopft und es ist tatsächlich etwas herausgefallen."
    Michael war mit einem Schlag wieder voll bei der Sache.
    "Wo finde ich ihn?"
    "Ich bin bereits auf dem Weg nach L.A. . Wir treffen uns im Hancock Park, an der Ecke beim Kunstmuseum."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Wie aus Gewohnheit hob er seinen Arm mit dem Comlink richtung Mund. "KITT..." Doch im selben Moment fiel ihm ein, dass KITT ihn wohl nicht hören würde. "Verdammt!", entfuhr es ihm. Enttäuscht lies er den Arm wieder sinken und stemmte die Hände in die Seiten. Wie sollte er jetzt zum Treffpunkt gelangen? Er selbst besass kein Auto und seit Tagen lebte er auf dem großen Shelby-Anwesen. Das ganze Foundation Team war zusammen mit KITT auf das Anwesen gefahren, so dass kein Fahrzeug vorhanden war, mit dem er fahren konnte.

    Zügigen Schrittes begab er sich zu Labor Drei, in dem Bonnie und Mr. Shelby schon seit mehreren Stunden mit dem GENESIS System an KITTs Zentraler Steuereinheit arbeitete. Devon stand bei ihnen und beobachtete jeden Schritt aufmerksam. "Devon, ich brauche einen Fahrbaren Untersatz. Ich muss dringend einen Informanten treffen, der uns in der Sache des gestohlenen Prototypen evt. weiterhelfen kann."

    Devon zuckte mit den Schultern. "Wir haben kein Fahrzeug hier ausser dem Semi, und den benötigt Bonnie wegen der technischen Ausrüstung."

    "Er kann KITT nehmen", unterbrach Bonnie das Gespräch. Erstaunt blickten Devon und Michael zu der Technikerin, die weiter fleissig Daten in das GENESIS System eingab und hier und da Steckverbindungen an KITTs Steuereinheit löste und neu setzte.

    "KITT?", entfuhr es Devon und Michael wie aus einem Mund.

    Jetzt drehte sich Bonnie um. "Nun ja - nicht direkt KITT, eher seine altes Kleid." Sie zwinkerte und lächelte Michael dabei an. "Also Auto ist das Fahrzeug immer noch zu gebrauchen, und einige der nicht Computer unterstützten Systeme funktionieren weiterhin. Allerdings musst du auf den TurboBoost und den SPM verzichten." Sie wandte sich wieder der ZSE zu.

    Immer noch verwundert sahen sich Devon und Michael an. Doch dann begab sich Michael ohne ein weiteres Wort zu KITTs ehemaligen zu Hause und stieg ein.

    Einmal editiert, zuletzt von dj pc (9. November 2012 um 22:48)

  • Bonnie hatte leicht reden. Es gab kaum irgendwas in KITT, was nicht computergestützt wurde.
    Eigentlich gar nichts.
    Doch das war wie bei den modernen Autos, die es auf dem freien Markt gab, alles wurde irgendwie durch irgendwelche Elektronik gesteuert. Bei KITT war das meiste etwas höher entwickelt, doch auch er besaß noch autonome Systeme. Diese konnte die CPU ansteuern, ansonsten liefen sie mit ihren Standardeinstellungen.
    Und das war eine Qual. Die Beschleunigung war ein Witz, es gab keine Lenkunterstützung und keine Navigation.
    Es funktionierten nur die Standard-Anzeigen für Geschwindigkeit, Drehzahl, Reifendruck und abgesehen von den Tasten für die elektrischen Fensterheber waren sonst alle abgeschaltet. Es gab nicht einmal ein Radio.
    Michael brachte den Firebird am Straßenrand zum Stehen und beobachtete die Umgebung.
    "KITT, kannst du Agent Corelli entdecken?"
    Keine Antwort. Wie auch.
    Michael fluchte und öffnete die Tür. Er konnte niemanden entdecken. Plötzlich spürte er einen Waffenlauf im Rücken.
    "Seien Sie ganz still", sagte Corelli. "Gehen Sie in die Gasse."
    Sie gingen über den Gehweg in eine Zwischengasse und Corelli trat einen Schritt zurück.
    "Umdrehen."
    Michael bewegte sich langsam. Er war ohne Verstärkung hier, die Situation war ungünstig. Er wollte seinen Gegner auf keinen Fall unnötig provozieren. Noch nicht.
    "Was ist denn los, Corelli?"
    "Ich habe Erkundigung über Sie eingeholt. Und was ich gefunden habe, gefällt mir nicht."
    "Sie sollten nicht nach mir, sondern nach Gray suchen."
    "Ich habe Ihre Vergangenheit durchwühlt. Vor 1982 haben Sie gar nicht existiert. Keine Geburtsurkunde, keine Sozialversicherungsnummer, keine Schule, keine Arbeitgeber. Kein Leben."
    Corelli sah sehr wütend aus und hielt ihm seine Waffe vor die Brust.
    "Sie hatten Michael Long erwähnt, also habe ich dessen Vergangenheit durchwühlt. Auch da sind Sie nicht zu finden. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist das Jahr 1982. Sein Todesdatum. Und jetzt frage ich Sie: Er stirbt, Sie sind auf einmal da. Zufall?"
    "Ich glaube nicht an Zufälle", sagte Michael, "Aber was wollen Sie jetzt von mir?"
    "Sie sind ein Mann ohne Vergangenheit. Und Thomas Gray auch. Er war jahrelang untergetaucht und niemand wusste, wo er ist. Hier sind einfach zu viele Unbekannte in der Gleichung. Ich will jetzt Antworten von Ihnen."
    "Wenn Sie Antworten von mir haben wollen, warum haben Sie mich dann nicht einfach angerufen statt diese Nummer hier abzuziehen?"
    "Fluchtgefahr."
    "Was?!" Michael klappte die Kinnlade herunter. In diesem Augenblick kamen an beiden Enden der Gasse weitere Agenten mit erhobenen Waffen in die Gasse. Sie trugen schwarze Jacken mit weißen CID-Aufschriften.
    "Michael Knight, ich nehme Sie fest. Wegen des Verdachts auf Identitätendiebstahls, Betrugs und dem mutmaßlichen Mord an Michael Long."

    "Bonnie", sagte Devon aufgeregt, als er das Labor betrat, "Kommen Sie schnell. Wir müssen los."
    Bonnie sah von ihrem Computerbildschirm auf.
    "Geht nicht, Devon, ich bin gerade voll drin."
    "Sofort! Michael ist verhaftet worden."
    "Was?! Wieso?"
    "Offenbar glaubt die Polizei, er hätte etwas mit dem Mord an Michael Long zutun."
    Bonnie riss die Augen auf.
    "Aber er IST MIchael Long."
    "Das weiß aber niemand. Und offiziell wurden Tanya Walker und die anderen für die Industriespionage bei ComTron verantwortlich gemacht. Es gab keine offiziellen Zeugen für den Anschlag auf Michael in der Wüste von Reno."
    Bonnie stand auf und ging auf Devon zu.
    "Was können wir tun?"
    "Ich weiß es nicht. Aber wir werden es herausfinden."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Michael kannte die Prozedur und versuchte, sich in Geduld zu üben.
    Er saß in einem kahlen Raum auf einem Stuhl und lehnte sich auf den Tisch vor sich.
    Ihm gegenüber befand sich noch ein Stuhl und dahinter eine verspiegelte Wand.
    Ein Trickspiegel, durch den er nicht durchsehen konnte, aber er war sich sicher, dass er von der anderen Seite aus beobachtet wurde.
    Schließlich kam Corelli in den Raum, wortlos und ruhig.
    "Sie können mich nicht hier festhalten", sagte Michael, "Ich falle nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich."
    "Sind Sie sicher?"
    Corelli hatte das perfekte Pokerface. Er verzog nicht eine Miene, war die Selbstsoicherheit in Person. Er präsentierte sich, als könne ihn nichts erschüttern.
    Doch Michael war auch einmal Cop gewesen und kannte die Tricks.
    "Ja", sagte Michael, "Bin ich. Ich bin kein Angehöriger der Army. Der Mordfall Michael Long liegt bei der Polizei in Reno. Sie können mich nicht festhalten."
    Corelli setzte sich hin und begann in einer Akte vor sich zu blättern.
    "Doch, ich kann", sagte Corelli, "Zumindest für den Moment."
    "Ich habe das Recht auf einen Anwalt. Sie haben mich schließlich verhaftet."
    "Ja, das haben Sie. Wir plaudern einfach ein bisschen."
    "Darauf kann ich mich nicht einlassen, Agent Corelli."
    "Das ist in Ordnung. Sie können auch nur zuhören."
    Michael nickte.
    "Sie haben Recht", begann Corelli schließlich, "Der Mordfall fällt in die Zuständigkeit der Polizei in Reno. Und Sie sind kein Army-Angehöriger, damit auch nicht direkt mein Zuständigkeitsgebiet. Trotzdem sitzen Sie hier."
    "Ja, das tue ich."
    "Aber wir sind uns im Zusammenhang der Ermittlungen um Thomas Gray begegnet und die fällt in so ziemlich jeden Zuständigkeitsbereich jeder Ermittlungsbehörde der NATO-Staaten. Und da begegnen Sie mir. Ein Mann ohne Vergangenheit, gefälschten Papieren und einer ungewöhnlichen Art der Arbeit."
    "Beschweren Sie sich doch bei meinem Boss."
    "Der wird sicherlich von uns hören. Mr Knight, verstehen Sie, was mein Problem mit Ihnen ist?"
    "Dass Sie mich nicht kennen."
    "Niemand kennt Sie."
    "Sie vertrauen mir nicht."
    "Ich vertraue sehr wenigen. Das ist mein Job."
    "Meiner ist es, Menschen zu helfen."
    Corelli zog eine Augenbraue hoch.
    "Wegen der gefälschten Papiere kriegen wir Sie mit Sicherheit dran. Wegen des Mordes vermutlich nicht."
    Michael erinnerte sich daran, wie Tanya ihm direkt ins Gesicht schoss. Der brennende Schmerz, der ihn wie eine gewaltige Feuerwalze umgeworfen hatte.
    "Ich habe niemanden getötet", sagte Michael.
    "Aus den Akten geht hervor, dass Michael Long Thomas Gray die Narbe in seinem Gesicht zugefügt hat. Sie haben schließlich behauptet, mit Michael Long zusammengearbeitet zu haben. Sehr viele Zufälle, oder?"
    Kaum etwas daran war zufällig. Michael versuchte, seine Fassung zu bewahren.
    "Sie, Michael Long und Thomas Gray stehen in einem Zusammenhang. Und ich will wissen, welchen."
    Michael atmete tief durch.
    "Sie haben nicht genug Verdachtsmomente, um mich hier festzuhalten. Sie haben nichts, Corelli."
    Corelli musterte sein gegenüber, als die Tür aufflog und Devon den Raum betrat.
    "Special Agent Corelli, ich muss entschieden protestieren! Es ist kein Anwalt anwesend und ihre Anschuldigungen sind haltlos!"
    Corelli stand auf.
    "Wir sehen uns, Mr Knight." Als er an Devon vorbeiging, meinte er nur: "Er gehört Ihnen."

    "Was war das denn?", fragte Michael, als sie den Stützpunkt verließen.
    "Ein unschönes Intermezzo", sagte Devon, der am Steuer seines Mercedes saß.
    "Die hatten nicht den Hauch eines Beweises", brummte Michael.
    "Ja, und ich habe ein ausführliches Gespräch mit Corellis Vorgesetzten geführt. Die werden ihm ganz schön einheizen, aber ein gewisser Schaden ist bereits entstanden."
    Michael sah hoch: "Was meinen Sie?"
    "Der Mord ist nicht nachweisbar, eben weil Sie ihn nicht begangen haben. Beim Identitätendiebstahl und dem Betrug sieht das schon anders aus."
    "Was?!"
    "Anfang der 80er war es etwas anderes, eine Identität neu zu erfinden als heutzutage. Neue Kreditkarten, ein Führerschein und damit war die Sache erledigt. Doch heutzutage benötigt man einen wasserdichten Lebenslauf. Die Foundation hat es einfach versäumt, das für Sie nachzuholen. Jetzt ist es zu spät. Die Behörden wissen, dass mit ihrem Lebenslauf etwas nicht stimmt."
    "Sie und Wilton haben mich in diese Identität gezwungen!"
    "Ja, es ist unsere Schuld. Man wird graben und selbst wenn wir mit einem blauen Auge davon kommen, wird es eine äußerst schmerzhafte Prozedur."
    Michael atmete schwer durch.
    "Und was machen wir jetzt?"
    "Wir warten ab. Wir retten, was zu retten ist. Von KITT, von Ihnen. Und schnappen uns Thomas Gray. Das ist das Einzige, was wir jetzt tun können. Sie machen Ihren Job und ich meinen. Sie kämpfen für mich und ich für Sie. Ich halte Ihnen den Rücken frei, so gut es geht."
    "Danke, Devon."
    "Das bin ich Ihnen schuldig."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Nachdenklich schaute Michael den schwindenden Rücklichtern von Devons Auto hinterher. Devon hatte ihn zurück zu KITT gebracht, oder besser zu dem, was einmal KITT gewesen ist. Normalerweise würde er sich jetzt elegant in den Fahrersitz schwingen und mit KITT einen Plausch anfange, ihm Aufgaben geben, oder eine seiner tiefsinnigen Fragen beantworten. Doch nur ein kaltes Schweigen und das LED-Blinken einiger noch funktionierenden, passiven Fahrzeugsysteme empfingen ihn.

    Verdammt, was war eigentlich los im Moment? Damals, als Tanja ihn fast tötete, fing von einem Tag auf den anderen ein neues Leben für ihn an, KITT kam zu ihm, überhaupt alles änderte sich. Und heute? Jetzt drohte wieder alles, was er sich aufgebaut hatte, zusammen zu stürzen. KITT lag auf dem „OP-Tisch“, und bohrte Corelli nur noch ein wenig mehr in seiner Vergangenheit, so würde alles Auffliegen. Was würde dann aus ihm und der Foundation werden?

    „Corelli, du bist der Schlüssel“, grummelte er und sah sich in KITTs fast dunklem Cockpit um. „Mal sehen was du noch kannst!“. Eilig drückte er einige Tasten auf der Konsole unter dem Armaturenbrett. Sofort flammte ihm ein „Systemfehler – aktives System nicht verfügbar. Indirekte Systemfunktionen aktiviert.“ auf dem Monitor entgegen. „Das ist mir schon klar, du blödes Ding“, fauchte er dem Bildschirm entgegen und drückte einige weitere Tasten. Musste dieser blöde Computer ihn jetzt auch noch mit der Nase darauf stossen, dass das wichtigste an diesem Auto fehlte? Ein neue Meldung flammte auf: „Autotelefon aktiv – Bitte geben Sie die zu wählende Nummer ein!“

    „Rufe bitte Agent Corelli auf einer verschlüsselten Leitung an.“
    Nichts passierte – unbeeindruckt blinkte der Cursor auf dem Monitor, der auf die Eingabe einer Telefonnummer wartet. Erneut merkte Michael wie selbstverständlich es doch bisher immer gewesen war seinen „Kumpel“ solche Kleinigkeiten für ihn erledigen zu lassen. „Man KITT, wenn du es wieder auf die Räder schaffst polier ich dir persönlich einmal im Monat die Scheinwerfer“, seufzte er und zückte sein kleines Notizbuch, dass er immer in der Innentasche seiner Lederjacke trug. Langsam tippte er die Telefonnummer, gefolgt von einem Zahlencode ein, der dem System die Verschlüsselung des Telefonats anwies.

    Ein langes Tuten ertönte aus den Lautsprechern.

    „Agent Corelli, mit wem spreche ich?“, meldete sich der Agent am anderen Ende der Leitung.

    „Michael Knight hier, sie schulden mir noch eine Antwort.“, antwortete Michael mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Er konnte buchstäblich sehen wie der Agent vor Wut rot anlief.

    Ein leises Schnaufen ertönte aus Corellis Richtung. „Sie wagen es sich noch mal bei mir zu melden? Dank Ihrem Mr. Miles bin ich suspendiert worden. Sind es nicht eher Sie, der mir eine Antwort schuldet?“, schimpfte er in das Telefon.

    „Was müssen Sie auch in Sachen rumstöbern die Sie nichts angehen“, erwiderte Michael. „Ich habe Sie ja gewarnt. Sagen Sie mir einfach nur, was Sie über Gray wissen und ich lasse Sie in Ruhe.“

    „Warum sollte ich das tun?“, fragte der Agent.

    „Sagen wir es mal so“, antwortete Michael. „Wenn Sie mir helfen, dann lege ich und auch die Foundation ein gutes Wort bei Ihrem Chef für Sie ein. Helfen Sie mir nicht, müsste ich mir überlegen sie wegen Landesverrat bei Ihrem Chef anzuschwärzen weil Sie die Flucht Grays unterstützen. Denken Sie dran, es geht hier immerhin um streng geheimes Staatseigentum.“

    Einen kurzen Moment schwieg der Agent bevor er zähneknirschend antwortet. „Verflucht seien Sie, Knight. Ich helfe Ihnen. Wo kann ich Sie treffen?“

    „Treffen? Schiessen Sie mich diesmal dann gleich über den Haufen“, fragte Michael argwöhnisch.

    „Wollen Sie meine Hilfe nun oder nicht“, zischte Corelli zurück.

    „Ich vertraue Ihnen zwar nicht, Corelli, aber ich lasse es noch einmal darauf ankommen. Kommen Sie morgen früh zum Anwesen von Shelby Robotics. Melden Sie sich dort an und treffen mich in Aufenthaltsraum zwei. Und keine Tricks diesmal, Corelli.“, wies Michael den Agent an.

    „Shelby Robotics? Der Shelby?“, fragte Corelli überrascht.

    „Genau der. Und jetzt keine weiteren Frage.“, antwortet Michael und beendete das Gespräch per Tastendruck.

    Sofort wählte er die Nummer der Foundatin und lies sich mit Devon verbinde um ihm zu erklären was er vor hatte. Gleichzeitig starte er den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen in Richtung Shelby Anwesen. Er hatte noch einiges vorzubereiten.

    Einmal editiert, zuletzt von dj pc (20. November 2012 um 17:16)

  • Eine halbe Stunde später kam er mit quietschenden Reifen vor Labor drei zu stehen. Devon erwartete ihn bereits am Haupttor. Eilig stieg er aus dem schwarzen TransAm und begrüßte Bonnie mit einer Umarmung. „Wie geht es KITT“, erkundigte er sich.

    Bonnie befreite sich aus seiner Umamrung und schaute ihn tiefgründig an. „Wenn Du willst kannst Du mit ihm reden.“

    „Habt ihr es geschafft? Habt ihr Ihn eingebaut“, fragte Michael aufgeregt.

    „Nein“, erwiderte Bonnie und ein kurzes Lächeln huschte über ihr angespanntes Gesicht bevor es wieder ernst wurde. „Bis KITT wieder einsatzfähig ist wird es mindestens noch drei Tage dauern. Die Hardwareabtastung durch GENESIS allein benötigt schon volle zwei Tage. Aber um KITT zu 100% in das neue System zu transferieren muss er mit all seinen theoretischen Funktionen aktiv sein. Nur so kann GENESIS ein genaues Abbild erzeugen“, erklärte Sie.

    „Wo ist er?“, wollte Michael wissen und eilte auf die GENESIS-Konsole zu, an der KITT angeschlossen war. Er wollte es sich nicht nehmen lassen einen kurzen Plausch mit seinem Kumpel zu halten. Doch Bonnie hielt ihn am Arm zurück. „Warte. Du musst wissen KITT bekommt zur Zeit alles mit was um ihn herum vor sich geht. Und ihm ist auch bewusst dass es bei einem Fehler schnell sein Ende bedeuten kann. Also sei vorsichtig was Du ihm sagst.“

    „OK, werde ich“, flüsterte Michael und begab sich jetzt vorsichtig zu der Konsole. Ein kleiner Scanner stand neben KITTs zentraler Steuereinheit und lies seinen roten Lichtpunkt sanft hin und her wandern.

    „Hallo Kumpel“, begann er vorsichtig das Gespräch. „Wie geht es dir?“

    „Hallo Michael“, ertönte KITTs Stimme schwach aus einem versteckten Lautsprecher. „Wie soll es einem gehen ohne Arme und Beine? Wie soll man sich fühlen wenn man alle seine Funktionen zur Verfügung hat, doch sobald man sie aktiviert passiert,“ KITT machte eine kurze Pause bevor er den Satz beendete, „nichts.“

    „Ich weiss KITT“, beschwichtigte Michael seinen Freund und hob eine Hand um die zentrale Steuereinheit zu tätscheln. Doch er traute sich nicht so recht, zu groß war die Gefahr eine der Verbindungen zwischen KITT und GENESIS zu trennen oder zu beschädigen. So lies er die Hand vorsichtig wieder sinken.

    „Ich habe Angst Michael“, flüsterte KITT nun. „Was werden Sie machen wenn ich zerstört werde? Was passiert dann mit mir?“

    Michael zuckte die Schultern. „Soweit wollen wir doch gar nicht ersten denken KITT. Bonnie hat dich noch immer wieder hingekriegt“, fügte er mit einem kurzen Blick auf die Technikerin hinzu. „Hast Du schon deine neue Karosserie gesehen?“, versuchte er die KI auf andere Gedanken zu bringe.

    „Oh ja, Michael“, antwortete KITTs Stimme jetzt freudig. „Und wenn ich mir das Portfolie meiner neuen und verbesserten Funktionen so ansehe, dann kann ich es kaum erwarten endlich wieder auf die Beine zu kommen, wenn ich es mal so ausdrücken darf.“

    „Na und ich erst. Wenn du wieder mobil bist machen wir einen Satz“, schloss sich Michael KITT an und wollte noch etwas hinzufügen, als er von Devon unterbrochen wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von dj pc (20. November 2012 um 17:55)

  • "Michael, wir haben ein Problem", sagte Devon, als er auf ihn zukam.
    "Nicht nur eins", meinte Michael und ging ihm entgegen. Egal, was es war, er wollte das nicht vor KITT besprechen.
    Sie verließen zusammen den Raum und gingen einen Gang herunter.
    "Shelbys Prototyp hat das Land verlassen", sagte Devon und reichte ihm einige Fotos.
    "Hier sehen wir die Überwachungsbilder einer Kamera an der Grenze zu Mexiko."
    Michael sah, wie der Wagen durch die Absperrung brach. Er war wohl unaufhaltsam.
    "Wenn er in Mexiko ist, können unsere Strafverfolgungsbehörden ihn nicht mehr verfolgen. Machen sie KITT wieder einsatzbereit, wir haben keine Zeit mehr."
    "Der CIA ist bereits an Gray dran, doch er ist wieder untergetaucht."
    "Es kann doch nicht so schwer sein, diesen Mann zu fassen. Offensichtlich ist er immer noch mit diesem leicht erkennbaren Auto unterwegs. Seine Freunde in Miramar konnten ihm offensichtlich nicht helfen. Das ist doch schon was."
    "Ja", sagte Devon, "Er kann offensichtlich nicht jedes Radar unterfliegen."
    "Die Bundesagenten werden die Augen schon offenhalten."
    "Aber auch wenn der CIA an ihm dran ist, ist es leichter für ihn abzutauchen."
    "Der Prototyp wird nicht in Mexiko bleiben. Er wird noch mindestens eine Landesgrenze überschreiten."
    "Woher wissen Sie das, Michael?"
    "Weil er sich sonst mehr Mühe gegeben hätte, den Grenzübergang zu verbergen. Er weiß, dass jetzt alle wissen, dass er in Mexiko ist. 24 Stunden, vielleicht 48. Dann ist er weg und wir müssen vorher eine heiße Spur finden."
    "Irgendeine Idee?"
    "Ich setze meine ganzen Hoffnungen auf Agent Corelli."
    Devon bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
    "Halten Sie das für eine gute Idee?"
    "Es ist leider meine einzige. Und ich brauche KITT zurück. Schnell."
    "Ich werde Druck machen. Viel Glück."

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Michael ließ Corelli gut eine Stunde im Aufenthaltsraum warten, bevor er sich zu ihm gesellte.
    Er hatte sichergehen wollen, dass Corelli wirklich alleine kam und niemanden vor der Tür stehen hatte, der sofort alle Tore stürmen würden. Die Sorge war vermutlich unbegründet, aber nach dem letzten Aufeinandertreffen wollte Michael kein Risiko eingehen. Er konnte sich zeitlich keine weitere Verhaftung leisten.
    "Sie haben Nerven, Knight", sagte Corelli, als der andere Mann schließlich den Raum betrat. Sie waren allein.
    "Das gleiche könnte ich von Ihnen sagen, Special Agent Corelli."
    "Ich bin nur hier, weil ich keine andere Wahl habe."
    "Das stimmt nicht", sagte Michael, "Sie können gerne gehen und den Dingen ihren Lauf lassen. Sie bekommen ihr faires Disziplinarverfahren, ich schnappe mir Gray."
    "Wofür brauchen Sie mich dann?"
    "Weil Gray nicht das Einzige ist, was ich will. Ich will diesen Prototypen zurückholen, bevor er in die falschen Hände gerät, und mir rennt die Zeit davon. Uns rennt die Zeit davon. Sie arbeiten für die Regierung und es ist vermutlich auch nicht in ihrem Interesse, wenn diese Technologie in die Hände unserer Feinde fällt."
    "Ich bin suspendiert und arbeite deswgeen derzeit definitiv nicht für die Regierung, Knight. Dank Ihnen."
    "Das glaube ich Ihnen nicht, Corelli. Sie sind ein Soldat. Sie haben Ihren Eid geleistet. Helfen Sie mir, diese Bedrohung auszuschalten."
    Corelli dachte einen Augenblick nach.
    "Ist dieser Raum abhörsicher?"
    "Absolut. Wir sind unter uns."
    Corelli stellte seinen Aktenkoffer auf den Tisch und öffnete ihn. Er zog eine Akte hervor und warf sie vor Michael auf den Tisch.
    "Was ist das?", fragte Michael.
    "Entweder die Rettung oder das Ende meiner Karriere. Darin ist alles, was der CID über Thomas Gray hat. Wenn was schiefgeht, werde ich deswegen gefeuert. Also machen Sie was draus, Knight."
    Er ließ die Akte liegen und ging an Michael vorbei.
    "Er hatte mal eine Freundin in Puerto Vallarta. Das ist seine einzige Verbindung zu Mexiko", bemerkte er im Vorbeigehen, doch Michael hielt ihn auf.
    "Danke", sagte dieser zu dem Agenten.
    "Sie können mich mal", zischte Corelli und zog seinen Arm weg. Mit zwei schnellen Schritten verschwnad er durch die Tür und warf diese hinter sich zu.
    Michael sah ihm noch einen Augenblick lang nach. Corelli hatte sich doch sehr verändert.
    Dann griff er nach der Akte. Er war wieder im Spiel.

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
    Johann Gottlieb Fichte

  • Michael betrat das Labor mit schnellen Schritten.
    "Wie weit ist KITT?", fragte er Bonnie im Vorbeigehen.
    "Er ist vollständig auf die Hardware geladen und macht gerade eine Selbstdiagnose. Sie steht bei 5%."
    Michael riss die Fahrertür auf und stieg in den schwarzen Firebird.
    "KITT?""Ja, Michael?"
    "Wie geht's dir?"
    "Ich lasse gerade eine Selbstdiagnose ablaufen, um zu sehen, welche meiner Funktionen bereits vernünftig arbeiten."
    "Die Zündung?"
    "Äh... ."
    Michael betätigte die Zündung und der Motor startete.
    "Michael, was hast du vor?", fragte Bonnie.
    "Ich packe mir jetzt Gray und beende diese Sache."
    "KITT ist noch nicht soweit. Wir wissen zumindest nicht, ob er soweit ist. Willst du dich wirklich mit Gray und diesem Prototypen messen, wenn KITT nicht auf der Höhe ist?"
    "Wir haben nur noch diese eine Chance. Wenn ich jetzt fahre, kriege ich ihn vielleicht noch. Fahre ich nicht, ist er auf jeden Fall weg."
    "Michael, in meiner derzeitigen Lage..."
    "Du schaffst das schon."
    Michael legte einen Gang ein und ließ den Wagen langsam nach vorne rollen.
    "Und ansonsten werden wir es schnell genug merken."
    "Michael, tu das nicht!", rief Bonnie, während die Techniker hektisch die Kabel aus dem Motorraum entfernten. Sie hatten offensichtlich Angst, dass Michael beim Durchstarten etwas Abreißen würde. Ein naheliegender Gedanke.
    "Doch, ich werde etwas tun."
    Michael betätigte einige Schalter an der Wagendecke und ein Fach schob sich direkt unter den BIldschirmen auf, wo normalerweise das Handschuhfach lag.
    Er legte die Akte hinein, die Corelli ihm gegeben hatte.
    "KITT, ich brauche einen Scan dieser Akte. Mit allen Details."
    "Die Selbstdiagnose..."
    "... ist hiermit beendet, die Arbeit fängt an."
    Einer der Techniker warf die Motorhaube zu udn signalisierte mit einem Daumen hoch, dass Michael jetzt fahren könnte, wenn er wollte.
    Michael sah sich kurz um und entschied sich dann für eine andere Marschrichtung.
    "Bonnie, öffne das Tor."
    "Michael, ich... ."
    "Na schön", sagte er ungeduldig, ließ den Rückwärtsgang einrasten und startete durch. Der Trans Am schoss nach hinten und Michael riss das Steuer herum. KITT wirbelte herum und schoss auf die Zufahrt, die quer durch die Garage zum Ausgangstor führte.
    Bonnie stürmte los und betätigte den Toröffner.
    KITT schoss durch das Tor und auf die Rampe, die ihn zur Erdoberfläche führte.
    Als er das obere Ende der Rampe erreichte, hatte er schon 80 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho stehen.
    Mit einem Satz schoss er über die Rampe, landete funkensprühend auf dem Asphalt und schoss Richtung Ausgangstor.

    "Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."
    Johann Wolfgang von Goethe

    "Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst."
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