Bonnie schüttelte ihren brünetten Kopf.
Der Mustang war dazu einfach nicht geeignet.
Seine ganzen elektronischen Leitungen und anderen Komponenten waren nicht mit denen von Kitt kompatibel.
Es war wohl höchst freundlich von Shelby ihnen den Wagen zur Verfügung zu stellen, aber es war keine Lösung für sie.
„Um Kitt wirklich eine Chance zu geben, müsste ich komplett neu anfangen können. Das Equipment und Ausstattung eines Fahrzeugsherstellers, das von Knight Industries und der alten Wissenschaftler die an Kitts Entwicklung mitverantwortlich waren.“
Ein De–ja-vu stellte sich bei ihr ein.
Schon einmal hatte sie Kitt von Grund auf neu aufgebaut.
Sie hatte damals nur die alte Karosserie wieder verwendet.
Heute musste sie dies alles komplett neu angehen.
Mit der neuesten CAD Software die Karoserie entwerfen.
Eine Rohkarosse anfertigen. Die Elektronik neu entwickeln. Die Mechanik und was sonst alles in einem Fahrzeug drin steckte.
„Ich könnte ihnen unsere Entwicklungslabors, alles Equipment, die Produktionshallen und die Lackiererei zur Verfügung stellen, um ein neues Fahrzeug für ihren KI zu bauen. Mit meinen Spezialisten und ihren eigenen sollten sie in der Lage sein, einen geeigneten Untersatz für ihren langjährigen Partner zu bauen, welche man dann auf den heutigen Stand bringen kann. Ihr habt also freie Hand im Design eures Autos.“
Michael schaute zu Bonnie, die nachdenklich Shelby anschaute.
„Warum nicht altbewährtes mit neuem kreuzen?“
Darauf machte Bonnie auf ihrer Hacke kehrt, und verschwand erstmal aus der Werkstatt.
Michael schaute zu Devon, der aber nur die Achseln zuckte.
Was heckte Bonnie da nur wieder aus?
Einige Tage später, in denen Michael von den Tätigkeiten von Bonnie und ihrem vom Shelby zur Verfügung gestellten Team, ausgeschlossen war, tat sich wieder etwas.
Er war zwischenzeitlich mit Kitt untätig durch die Gegend gefahren und hatte versucht, irgendetwas zu finden, dass ihn zu Thomas Gray führte.
Doch dieser war spurlos verschwunden, und lies auch nichts von sich hören.
So verging die Zeit.
Wenigstens konnte Bonnie so ihre Arbeit machen.
Er hatte schon gehört, dass an einem Prototypen gearbeitet wurde, und Michael war sehr auf das Ergebnis gespannt.
Er hoffte nur, Kitt würde hinterher noch wie Kitt aussehen.
Der alte schwarze Trams Am war nun einfach Kitt für ihn.
Ok, auch er hatte eine Wandlung in seinem Aussehen mitmachen müssen.
Er hatte lange gebraucht, um sich an sein neues Äußeres zu gewöhnen.
Noch heute kam es vor, dass er in den Blick in Spiegel das Gefühl hatte, eine fremde Person anzublicken.
Nun Bonnie würde wissen, was sie tat.
Und sie hatte schon angedeutet, dass sie nicht komplett was Neues machen würde.
So schlich Michael nun um die Hallen und versuchte einen Blick auf die darin vorgehende Arbeit erhaschen zu können.
Er blieb gerade vor der verschlossenen Stahltüre stehen, als diese von innen aufgerissen wurde, und Bonnie vor ihm stand.
„Michael, was machst du hier?“ fragte sie ihn überrascht.
„Ähm, ja nun.“ Stammelte er.
Bonnie schaute über ihre Schulter und überlegte einen Moment.
„Ok, er ist so gut wie fertig. Es steht die Hochzeit unmittelbar bevor.“
Hochzeit? Überlegte Michael.
Was meinte sie damit?
Bonnie trat an das nahegelegene Terminal mit der Hausinternen Telefonanlage.
Sie tippte eine Nummer und wartete das typische Knarzen im Apparat ab, welche eine Verbindung verriet.
„Devon Miles“ ertönte es von der anderen Seite.
„Ich bins Bonnie. Würden sie und Mister Shelby bitte zu uns runter kommen?“
„ Ist es soweit, Bonnie?“ fragte Devon mit angespannter Stimme.
„Sie werden es sehen. Kommen sie einfach.“
Michael folgte Bonnie wieder bis zur Türe und kurz darauf schlossen sich ihnen Devon und Shelby an.
Bonnie öffnete die Türe und Michael konnte endlich einen uneingeschränkten Blick auf den Prototypen werfen.
Bonnie war währenddessen an einen der Computerterminals getreten und hatte eine Datei aufgerufen, worauf das Fahrzeug auf dem Bildschirm erschien und sich in einer 3D-Darstellung um die eigene Achse drehte.
Michael starrte auf den Wagen.
Es war ein Firebird. Ähnlich Kitts alter Karosserie, doch nicht 100% dem Fahrzeug wie er es kannte.
Es war etwas runter, weicher.
Aber es hatte die wichtigen Details des alten Autos.
Der rote Scanner an der Front war noch dunkel.
Michael schaute zu Bonnie, die ein Tablet-PC in ihren Händen hielt und geschäftig darauf herum wischte.
Dann schaute sie auf, und schaute sich im Raum um.
„Was sie hier sehen, ist eine vollständig neu entwickelte Version von Kitts alter Karosserie. Sie sieht nur ähnlich aus, ist aber mit der modernsten KFZ- und Computertechnik ausgestattet. Darunter auch teils noch nicht bekannter Technik. Und die eine oder andere Spielerei konnte ich auch noch beisteuern. Endlich konnte ich meine bis dato nicht zu verwirklichten Ideen umsetzen.“
Bonnies Augen strahlten.
Michael ging um den schwarzen Wagen herum, und konnte nicht widerstehen mit der Hand über das Dach zu streichen.
Es fühlte sich glatt und kalt an. Und nicht wie die ihm bekannte molekularversiegelte Oberfläche.
„Ist der Wagen auch wieder kugelsicher?“ fragte er Bonnie.
„Mehr als das. Es ist ein ganz neues Material, dass wir zusammen mit einer Firma entwickelt haben, die Marktführer in der leichtesten kugelsicherer Bekleidung sind.
Es ist so geheim, dass ich nicht mal die genaue Zusammensetzung kenne. Dazu haben wir dann noch Kitts alte Molekularversiegelung hinzugefügt. Und eine Schicht die die Fähigkeit hat, das Fahrzeug zu tarnen. Aber um die ganzen Funktionen aufzuzählen, ist es noch später Zeit. Jetzt müssen wir erst mal sehen, ob Kitt mit dem Chassis verbunden werden kann. Die Verbindungen sind soweit gegeben. Und da das Fahrzeug komplett auf ihn zugeschnitten wurde, sollte es funktionieren.“
Sollte? Fragte sich Michael.
Bonnie ging hinüber zu Kitt, der direkt daneben geparkt war.
Zu seiner Überraschung baute Bonnie jedoch nicht Kitts CPU aus.
Sie verband allein ein Datenkabel von einem Auto zum anderen.
„So jetzt müssen wir warten.“
„Auf was?“ Michael starrte auf die beiden Autos.
„Das Kitt sich in den anderen Prozessor geladen hat.“
„Wie lange wird das dauern?“
Michael war einfach zu ungeduldig.
Bonnie schaute auf ihren Tablet-PC.
Ein paar Stunden denke ich.
Michael stöhnte auf.
Sie hatten schon so nicht viel Zeit.
Er hatte einen Fall zu lösen.
Doch dafür hatte er nun keinen Nerv, solange sein Partner zwischen zwei Autos hing.